Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Frauen sprechen über den Islam

Damit der Dialog gelingt
Frauenhilfe-Mitglieder informieren sich beim Landfrauentag über den Islam


Altkreis Lübbecke (fn). Neben der Bibel liegt auch ein Koran auf dem Tisch - beim Landfrauentag der Frauenhilfen im evangelischen Kirchenkreis ist es in diesem Jahr um den Islam gegangen.
Jenseits aller polemischen Debatten haben sich die 120 angemeldeten Frauen mit dem Islam beschäftigt. Angeregt durch das Sarrazin-Buch, berichtet Referentin Birgit Reiche, habe sie das Thema für den Landfrauentag vorgeschlagen. »Sonst bestimmt häufig die Angst vor Überfremdung die Diskussion«, erläuterte sie. Ihr ginge es hingegen darum, die andere Religion zunächst einmal besser zu verstehen. Deshalb stellte sie die Grundlagen des islamischen Glaubens vor, um dann im Anschluss Hinweise zu geben, »wie im interreligiösen Gespräch Verletzungen und Beleidigungen vermieden werden können«.
In Deutschland gilt Religionsfreiheit, doch gerade im Verhältnis zum Islam herrsche dennoch Unsicherheit bei vielen Bürgern, wie auf staatlicher Ebene damit umgegangen werden sollte. Birgit Reiche, Pfarrerin aus Soest, nannte ein bekanntes Totschlagargument, wie sie sagte, in solchen Debatten: »Solange in Saudi Arabien keine Kirchen gebaut werden dürfen, müssten Moslems mit keinem Verständnis für den Bau von Minaretten rechnen.« Aber, gab sie zu Bedenken: »Wir sollten unser Verhalten in einem Rechtsstreit nicht an das Verhalten in totalitären Staaten binden.«
Birgit Reiche stellte die Geschichte der zweitgrößten Religionsgemeinschaft nach dem Christentum vor, die noch zu Lebzeiten ihres Gründers, des Propheten Mohammeds, eine rasante Ausbreitung im Nahen Osten erfahren habe. »Mittlerweile leben nur noch 20 Prozent der Moslems im arabischen Raum und 60 Prozent in Asien.« Sie beschrieb die Bedeutung, die der Koran im Islam habe: »Der Koran ist für Moslems die wortwörtliche Offenbarung Gottes und hat damit im Islam die Stellung, die Jesus Christus für uns hat.«
Gisela Gräber hatte zuvor die evangelischen Frauen nicht nur begrüßt. Sie hatte auch eine Szene geschrieben, die sie gemeinsam mit Lieselotte Hüsemann und Margret Angelbeck vortrug. Vorurteile und Halbwissen zum Islam sollten zum Thema hinführen. Dass der eigene Glauben an diesem Nachmittag nicht zu kurz kam, dafür sorgte die Andacht von Pfarrerin Heidrun Rudzio.
WB Artikel vom 15.02.2011





„Was wir wissen müssen“

Evangelischer Landfrauentag beschäftigt sich mit dem Islam

VON SIGRID DITTMANN


Hüllhorst. Mit einem aktuellen und interessanten Thema beschäftigte sich der evangelische Landfrauennachmittag in diesem Jahr: „Der Islam – Was wir darüber wissen müssen.“
Eine Thematik, die heikel ist und doch so nah. Inzwischen ist der Islam zu einer weiteren Religion in Deutschland geworden. Um Ängste abzubauen und gleichzeitig etwas über den Islam und die Rituale der Muslime zu lernen, hatte man sich dieses Thema für den Landfrauennachmittag ausgesucht.
120 Teilnehmerinnen konnte Organisatorin Gisela Gräber begrüßen. Die Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe, Pfarrerin Heidrun Rudzio, hielt gleich zu Beginn eine kurze Andacht.
In einem Rollenspiel, in dem es um Vorurteile oder Halbwissen zum Thema „Islam“ ging, führte Gisela Gräber die Anwesenden in die ländliche westfälische Atmosphäre hinein, die mit der ihnen so fremden Religion wenig anzufangen weiß.
Nach dem Rollenspiel ließen sich die Damen dann zunächst einmal Kaffee und Kuchen schmecken.
Die eingeladene Pfarrerin Birgit Reiche referierte über die Glaubensinhalte des Islam. „ Unterwerfung oder Hingabe an Gott“, bedeute das Wort Islam. Sie zeigte auf, wie wichtig den Muslimen der Koran ist, hatte auch einen mitgebracht, den die Frauen einmal aus der Nähe anschauen und darin blättern konnten. Sie sprach über die fünf Säulen des Islam, über den Fastenmonat Ramadan und über die Bedeutung des Dschihad. Sie zeigte Glaubensinhalte auf und machte deutlich, was einem Muslim wichtig ist.
Wie verhalte ich mich bei einer Einladung in einen islamischen Haushalt, war ein weiteres Thema in ihrem Referat.
Allerdings blieb ihr Vortrag nicht kritiklos. Einige der Anwesenden wollten schon den Saal verlassen. Der Pfarrerin gelang es schließlich, die friedliche Stimmung wieder herzustellen.
Die eingesammelte Kollekte war bestimmt für das Projekt „Sarah-Hagar“ im Ruhrgebiet. Die gespendeten Summen sollen in diesem Brennpunkt verschiedene Projekte des gegenseitigen Verständnisses unterstützen.
„Der Vortrag war sehr lehrreich, jetzt ist man doch nicht mehr so voreingenommen“, meinte Helene Grube, die mit sieben weiteren Frauen aus Stemwede angereist war.
„Der Tag, mein Gott ist nun vergangen“ – Mit diesem schönen alten Lied verabschiedeten sich die evangelischen Frauen, die von diesem Nachmittag sehr viel mitnahmen.
Lieder auf der Gitarre: Musikalisch unterstützen die Pfarrerin Heidrun Rudzio und Sabine Heinrich die evangelischen Landfrauen bei ihrer Nachmittagsveranstaltung. FOTOS: SIGRID DITTMANN
© 2011 Neue WestfälischeZeitung für den Altkreis Lübbecke, Mittwoch 16. Februar 2011