Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 27. Dezember 2025

Pfarrer Dr. Roland Mettenbrink

Samstag nach Weihnachten. Die Kirchen waren voll, vertraute Lieder und Texte, Kerzen brannten. Viele sind gekommen, manche vielleicht nach langer Zeit wieder. Etwas hat berührt. Ein Wort, eine Melodie, das Geschehen, dass Gott selbst Mensch wird. Das Kind in der Krippe.

Doch nun ist Weihnachten vorbei. Der Alltag kehrt zurück. War es nur schön – oder war es wahr?

Diese Frage ist unbequem. Diese Frage lässt sich nicht mit einem schnellen Ja beantworten. Hat Weihnachten etwas verändert? Vielleicht muss es auch nichts im Leben verändern, aber ich sehne mich danach. Weihnachten wirkt nicht automatisch lebensverändernd, nur weil wir es gefeiert haben. So wie gute Vorsätze an Silvester nicht deshalb halten, weil man sie gefasst hat. Begeisterung trägt oft nur kurz. Danach kommen Müdigkeit, Gewohnheit, Zweifel. Und doch liegt der Unterschied tiefer.

Der Glaube lebt nicht von Vorsätzen, sondern von Beziehung. Weihnachten erzählt nicht davon, dass wir etwas leisten müssten, sondern davon, dass Gott uns nahekommt. Still, verletzlich, unscheinbar. Gott drängt sich nicht auf. Er zwingt nicht zur Veränderung. Er bietet sich an. Wer ihn übersieht, wird nicht unsanft darauf hingewiesen. Wer ihn aufnimmt, wird nicht über Nacht ein anderer Mensch. Aber etwas beginnt.
Vielleicht ist die Frage nicht: Bin ich jetzt ein besserer Mensch? Sondern: Habe ich diesem Kind Raum gegeben? Darf es mitgehen in meinen Alltag, in meine Entscheidungen, in meine Zweifel?
Glaube verändert selten spektakulär. Er verändert leise. Schritt für Schritt. Oft erst im Rückblick.

Am Samstag nach Weihnachten dürfen wir ehrlich sein. Dankbar für das, was uns berührt hat. Und geduldig mit uns selbst, wenn noch nicht alles anders ist. Gott bleibt. Auch wenn die Kerzen gelöscht sind. Auch wenn die Vorsätze bröckeln. Weihnachten endet nicht am zweiten Feiertag. Beziehung zu Gott und eine veränderte Weltsicht will gelebt werden. Heute. Morgen. Und an all den gewöhnlichen Tagen.


Dr. Roland Mettenbrink, Pfarrer in Pr. Ströhen und Rahden