Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 24. Mai 2025

Kerstin Böger-Fischer, Jugendreferentin im Kirchenkreis Lübbecke

Volle Krabbe voraus

Piraten? Piraten! Nun entern sie auch TEN SING. TEN SING ist eine Jugendkultur - Arbeit des CVJM und seit über 30 Jahren in unserer kirchlichen Jugendarbeit beheimatet. Jedes Jahr stellen die Teilnehmenden eine tolle Show mit Songs, Tanz, Theater, Chor, Band auf die Beine. Dieses Jahr unter dem Thema „Volle Krabbe voraus“ – eine Piraten-Story. Piraten beflügeln seit jeher unsere Fantasie, ob als Legenden- oder Film-Helden. Im Mittelalter war es Klaus Störtebeker, der als Robin Hood zur See verehrt wurde oder Blackbeard als verwegener Draufgänger. Spätestens seit Jack Sparrow in Fluch der Karibik haben sie wieder Konjunktur. Verbunden mit dem Traum von Freiheit und Abenteuer. Niemand Rechenschaft schuldig und frei wie der Wind. Und nicht zu vergessen mit Anne Bonny und Mary Read gab es auch berühmt berüchtigte Freibeuterinnen, die ein Paar waren und damit einmal mehr gesellschaftliche Grenzen sprengten. 
Ein Leben gegen jede Regel und ein Aufbegehren gegen die Gesellschaft. Es ranken sich viele Geschichten um die berühmten Piraten, aber – wie so oft im Leben – war es dann doch härter und leider nicht so romantisch und verklärt, wie wir es uns wünschen, nicht einmal die Augenklappe, das Holzbein und der grimmige Ausdruck „Arrrgh“ sind so authentisch wie wir denken. Das Piraten -Leben war hart und gefährlich: Klaus Störtebeker wurde geköpft, Blackbeard wurde erstochen, erschossen und geköpft (sicher ist sicher). Bonny und Read entkamen nur knapp dem Galgen. Und bei aller Romantik: Piraten waren oft skrupel- und mitleidslos ihren Opfern gegenüber. Es gab verschiedene Formen der Piraterie und die unterschiedlichsten Gründe, weswegen Menschen zu Seeräubern wurden: von der blanken Not, den Lebensunterhalt bestreiten zu müssen, über organisiertes Verbrechen bis hin zur staatlich lizenzierten Piraterie des sogenannten Kaperwesens.

Trotzdem bleibt die Faszination für Pirat*innen, weil sie versuchten den starren Regeln zu entkommen, unter denen sie bis ins existenzielle hinein litten.

Menschen, die gegen vorgegebene Normen und Werte ihrer Zeit aufbegehren und sogar den Tod in Kauf nehmen, faszinieren, so auch Jesus. In seiner Zeit galt er als Rebell und obwohl er das moralisch richtige tat, endete er als Verbrecher am Kreuz. Manchmal wird man in einer Gesellschaft zum Verfolgten, weil die Regeln nicht nachvollziehbar sind. Jesus unterwarf sich auch nicht den Regeln seiner Zeit. Er nahm Frauen als gleichberechtig wahr, setzte sich mit den Ausgestoßenen an einen Tisch, ergriff Partei für die Unterdrückten. Er brach die Regeln nicht willkürlich, sondern orientierte sich an dem, was die Menschen brauchten. Sinngemäß sagte er einmal: die Regeln sind für die Menschen gemacht (als Orientierung) und nicht der Mensch für die Regeln. Überall, wo Menschen sich nicht angenommen fühlen, gibt es ein Aufbegehren gegen Regeln. Regeln müssen hinterfragbar bleiben, aber das Hinterfragen darf nie zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Hass, Hetze, Gewalt jeglicher Art führen. Jesus als Pirat? – übers Wasser laufen konnte er ja. 

Wer TEN SING mit ihrer großartigen Show erleben möchte: am 31.05. sind sie im Gymnasium Rahden und am 14.06. In der Ilex-Halle in Hüllhorst.


Kerstin Böger-Fischer
Jugendreferentin im Kirchenkreis Lübbecke