Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 23. August 2025

Pfarrer Reinhard Ellsel

„Bis hierher hat mich Gott gebracht“: In dem Film „Der Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle singen ausgerechnet die Strafgefangenen diesen Choral mit ernster Miene in einem Gefängnisgottesdienst. Was für eine tragische Komik, die der Schriftsteller Carl Zuckmayer da eingebaut hat! Denn ein Zuchthaus ist ja alles andere als ein Sehnsuchtsort, an dem man dankbar gelandet ist.

Wegen dieser Filmszene muss ich unwillkürlich schmunzeln, wenn dieses zuversichtliche Lied gewünscht wird – bei einem Senioren-Geburtstag oder zu einer Diamantenen Hochzeit. Bei den Jubilaren allerdings treten beim Singen manchmal Tränen in die Augen. Sie sind zu Recht ergriffen und denken an notvolle Situationen, die sie mit Gottes Hilfe durchgestanden haben.

„Bis hierher hat mich Gott gebracht / durch seine große Güte, /
bis hierher hat er Tag und Nacht / bewahrt Herz und Gemüte, /
bis hierher hat er mich geleit‘, / bis hierher hat er mich erfreut, /
bis hierher mir geholfen.“

Der Choral von Ämilie Juliane von Schwarzburg- Rudolstadt (Evangelisches Gesangbuch, Nummer 329) hat seinen biblischen Ursprung in der Aussage von Paulus, die den Monatsspruch für August bildet: „Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tage und stehe nun hier und bin sein Zeuge.“ (Apostelgeschichte 26,22)

Der Apostel sitzt bereits seit zwei Jahren in römischer Schutzhaft in der Festung Cäsarea. Endlich ergibt sich für ihn die Chance, dass er sich vor dem judäischen König Agrippa II. erklären kann. Und er berichtet dem König aus seinem Leben und von der entscheidenden Lebenswende, die ihm durch die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus widerfahren sei. Seitdem stehe er im Dienst dieses Herrn. Paulus: „Es ist Gottes Wille, dass ich Jesus von Nazareth als den Messias für alle Menschen predige.“ Dabei habe ihn Gott immer wieder aus schweren Anfeindungen und Gefahren gerettet.


Pfarrer Reinhard Ellsel