Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 22. November 2025

Pfarrer Eberhard Helling

Dichter im November

Kennen Sie Haikus – diese kleinen japanischen Gedichte? Sie bestehen oft nur aus drei Zeilen und wenigen Worten mit wenigen Silben: 5 – 7 – 5 ist ein häufiges Muster. Und oft wird in diesen Haikus ein Wort verwendet, das eine bestimmt Jahreszeit andeutet. Mit dieser angedeuteten Jahreszeit verbindet sich eine bestimmte Lebenserfahrung.
So ähnlich sind meine November - „Elfchen“. Elfchen sind Gedichte, die aus 5 Zeilen und elf Worten bestehen: in der ersten Zeile ein Wort, in der zweiten Zeile zwei Worte und so weiter, bis in der fünften Zeile nur noch ein Wort bleibt. Dieses eine Wort fasst oft alles zusammen, was zuvor gedacht, gesagt, gefühlt worden ist.
Der November ist für mich die Zeit für „Elfchen“. Dann sind meine Kollegin und ich an einem Samstag – Vormittag mit unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden auf dem Lübbecker Friedhof unterwegs. Wir erkunden die Gräber und die Atmosphäre, die an diesem besonderen Ort herrscht. Anschließend sprechen wir mit einem Bestatter oder einer Bestatterin über deren Arbeit. So nähern wir uns mit den Jugendlichen dem Thema „Tod und ewiges Leben“. Während des Vormittags gibt es einen biblischen Impuls, der die Perspektive des christlichen Glaubens umschreibt. Und damit die Jugendlichen all die verschiedenen Eindrücke, Gedanken und Erfahrungen sortieren können, bitten wir sie zum Schluss ein Elfchen zu schreiben. 

Und es entstehen in jedem Jahr an solch einem Samstagvormittag besonders schöne Texte. Zwei von den vielen Texten, die es in diesem Jahr schon gegeben hat möchte ich Ihnen weitersagen: 

Glauben
Ehrlichkeit, Vertrauen
Treue, Hoffnung, Zuversicht
Familie, Gott, Freundschaften, Freunde
bleiben

In diesem kleinen Text eines Konfirmanden kommt für mich auf eine berührende Weise zum Ausdruck, was für diesen jungen Menschen wichtig ist und bleibt. So wie der Apostel Paulus es in seinem berühmten 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes gesagt hat: „Nun bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei. Die Liebe aber ist die größte unter ihnen.“
Und in einem anderen Text spiegelt sich die Erfahrung von Verlust und Ängsten wider:

Du
fehlst mir.
Ich glaube daran:
Bei Gott bist du
geborgen.

Vielleicht haben auch Sie Zeit und Muße ein November – Elfchen zu schreiben? Es könnte sich lohnen.


Eberhard Helling, Pfarrer in Lübbecke