Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 08 November 2025

Novembergedanken

Vor Kurzem erreichte mich per Mail eine Todesnachricht, die mich tief berührte.
Da war jemand gestorben, genau so alt wie ich. Wir kannten einander, in Studium und Vikariat hatten sich unsere Wege gekreuzt. Seit Jahren hatte ich nichts mehr von ihm gehört.
Und dann kam die Erinnerung an die vielen Weggefährten meines Alters, die schon nicht mehr leben. Einige sind in jungen Jahren bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Andere waren schwer krank gewesen. Dieser Todesfall vor einigen Wochen führte mir die Zerbrechlichkeit des Lebens, auch meines eigenen Lebens, vor Augen. Da ist zurzeit viel von longevity - Langlebigkeit - die Rede und davon, was man alles dafür tun kann. Doch bei allem Bemühen um einen gesunden Lebensstil ist die Tatsache, dass unser Leben auf dieser Erde – früher oder später – an seine Grenze kommen wird, nicht zu überwinden.
Wie damit umgehen? In Depressionen verfallen? Oder erst recht auf die Pauke hauen, solange es geht?
Dann gehen mir die Worte aus Ps 90 durch den Sinn: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Da kommen Gedanken wie: Bedenke, dass deine Lebenszeit kurz ist. Mach was draus. Gestalte sie verantwortungsvoll.
Oder: Wie wünschst du dir am Ende deiner Lebenszeit gelebt zu haben?
Darüber nachzudenken, kann hilfreich sein, wenn es darum geht, wie will ich mein Leben gestalten, wenn Entscheidungen zu treffen sind. Solche Überlegungen können aber auch frustrierend sein, insbesondere dann, wenn die Gestaltungsspielräume etwa aufgrund von Krankheit kleiner werden.
Und dann bin ich auf einen Satz des Theologen Karl Barth gestoßen, den ich sehr tröstlich finde:
„Bedenken, dass wir sterben müssen, bedeutet auch zu bedenken, dass Jesus für uns gestorben ist“.
Bedenken, dass Jesus für mich, für uns gestorben ist und den Weg in ein ewiges Leben bereitet hat, dass ist mutmachend und tröstlich. Es schenkt den Mut, das zu tun, was jetzt dran ist, ohne ängstlich auf das Ende zu schauen. Zugleich schenkt es den Trost, dass ich nach dieser Zeit bei Gott geborgen bin.
Wenn ich Bilder von früher schaue, dann sind dort viele zu sehen, die nicht mehr leben. Auch sie darf ich bei Gott geborgen wissen. So kann ich mich mit etwas Wehmut und mit Dankbarkeit an die früheren Zeiten erinnern und mit anderen von manch schöner und lustiger Begebenheit erzählen.
Ein Novemberabend mit alten Fotos und Dias und viel: Weißt du noch? 


Karin Röthemeyer
Pfarrerin in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Alswede