Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 02. August 2025

Pfarrer Eberhard Helling

Magische Stimme, freundlich-klares Wesen, leidenschaftlicher Menschenfreund …
das sind meine bisherigen Eindrücke, die ich bei unserer diesjährigen Predigtreihe in Lübbecke gesammelt habe. In diesem Jahr ist es das dritte Mal, dass wir sehr unterschiedliche Leute eingeladen haben, eine Predigt zum Thema „was die Kirche uns zu sagen hat“ zu halten. Da war zunächst die sehr bekannte „Altpräses“ unserer Landeskirche, Dr. Annette Kurschus. Viele Leute sind aus anderen Gemeinden gekommen, um sie zu hören. Ich weiß nicht, ob die Leute beglückt oder enttäuscht aus dem Gottesdienst herausgekommen sind – mich hat man nur immer wieder auf die magische Anziehungskraft ihrer Stimme angesprochen. Ich möchte gar nicht behaupten, dass es eine besonders schöne, warme Stimme ist, die diese Frau hat. Sie hat aber eine eigene Magie und dieser Magie konnten sich die Leute im ersten Gottesdienst unserer Predigtreihe kaum entziehen.
Am zweiten Sonntag hatten wir einen weitgereisten Gast unter uns, Dr. Christian Hohmann. Er ist für die Kontakte zu den orthodoxen Kirchen und zur katholischen Kirche in unserer Landeskirche zuständig ist. Sein Ton war schärfer, freundlich zwar, aber auch fordernd. Er formulierte klare Erwartungen an uns als Gemeinde Jesu: mit Gastfreundschaft die anderen zu verblüffen, auch nicht davor zurückschrecken, politisch möglicherweise falsch verstanden zu werden, wenn Gastfreundschaft die Grenzen in Frage stellt, die viele für notwendig oder als zu durchlässig einstufen.
Und am vergangenen Sonntag kam eine ganz andere Stimme zum Zuge: Bodo Nedderhoff, seit über 20 Jahren als Jugendreferent für den CVJM im Einsatz. In seiner Predigt erzählte er zunächst von den belebenden und den widrigen Momenten, wenn 140 Kinder und 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Sommercamp in Alswede verbringen. Für ihn wurde die Einsicht immer wichtiger, dass es nichts Wichtigeres gibt, als so einfach, so „normal“, so unaufgeregt wie möglich zu sein. Dann erst kann man wahrnehmen, was der andere, die andere wirklich braucht. Als Christen seien wir nicht die geistlichen Hochseilartisten, die über alle Schwierigkeiten und Herausforderungen hinwegtanzen müssten. Im Gegenteil: manchmal ebenso rat- und hilflos dastehen – aber eben nicht weglaufen, sondern dabei bleiben – das sei die Rolle der Kirche.
Wie unterschiedlich doch die Stimmen in der Kirche sind – vielstimmig, alles andere als eintönig, aber hoffentlich von einem Geist beseelt. So habe ich die Kirche wieder und wieder erlebt – auch hier in Lübbecke. Gott sei Dank!


Pfarrer Eberhard Helling