Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Zufrieden und dankbar sein



Prädikant Klaus-Peter Hüsemann

Liebe Leserin, lieber Leser,
vor uns liegt eine neue Woche. Was sie uns bringen wird, liegt noch im Dunkel der Zeit. Aber wir können zurückblicken auf eine Woche, die hinter uns liegt. Mit Dankbarkeit denke ich an die Seniorenfreizeit meiner Kirchengemeinde auf Borkum. Fünfundzwanzig Frauen und Männer der dritten Lebensphase habeneine Woche auf der schönen Nordseeinsel Borkum erleben dürfen. Außer uns war noch eine Gruppe Menschen mit Handicaps im Haus. Teils ausgestattet mit Rollatoren oder Rollstühlen.  Eines Abends entdeckte ich am Nebentisch eine Frau aus dieser Gruppe, die
schon einige Lebensjahrzehnte hinter sich hatte. Trotz ihrer Behinderung strahltesie Lebensfreude aus. Was war die Quelle dieser Lebensfreude? Eines Abends entdeckte ich an ihrem Essplatz zwei kleine bunte Pillendöschen. Die eine mit grünen Elementen bemalt, die andere mit Motiven in gelber Farbe. Ich sprach die Frau auf ihre zwei wunderschönen Pillendöschen an. Liebe Frau, ich kenne Sie nicht, aber Sie wirken immer so fröhlich und zufrieden, trotz ihrer Behinderung. Darf ich Sie mal fragen wie alt Sie sind?" "Neunzig Jahre", sagte sie. Sie mal fragen wie alt sie sind?" "Neunzig Jahre", sagte sie. "Und das ich so alt geworden bin liegt an diesen beiden Döschen!" "Jeden Tag nehme ich morgens die Pille aus dem grünen Döschen und abends aus dem gelben." "Sehen sie, und sie öffnete die beiden Döschen, da sind keine Pillen drin." Verwundert schaue ich in das Gesicht der alten Dame. "Aber da sind ja keine Pillen drin?" "Die Pillen, die ich nehme sind nicht verschreibungspflichtig, die kann man auch nicht in der Apotheke kaufen und sie haben keine Nebenwirkungen. Soll ich ihnen das Geheimnis der Pillen sagen: morgens nehme ich nach dem Aufstehen die Pille Zufriedenheit und am Abend, bevor ich einschlafe, nehme ich noch die Pille Dankbarkeit. Und sie wirken jeden
Tag! Und sie kosten keinen Euro weder ihnen, noch einer Krankenkasse.  Zufriedenheit ist der innere Frieden mit mir, mit anderen Menschen und mit Gott. Ich muss nicht immer mehr haben wollen als ich schon habe. Manche Zeitgenossen wollen immer mehr so wie die Frau der Fischers im gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. Immer höher hinaus und am Ende sitzt die Frau der Fischers wieder vor ihrer alten Hütte.Innere Zufriedenheit erlangt man, indem man sich von bestimmten Vorstellungen von dem, was einem zufrieden und glücklich machen könnte verabschiedet.  Wer seinen inneren Frieden gefunden hat, der ist in der Lage, an seinem Weg festzuhalten, auch wenn nicht immer alles perfekt verläuft. Hetze und Stress verhindern die Wirkung der Zufriedenheitspille. Zeit ist das Stichwort. Nehmen Sie sich Zeit, um das Leben zu genießen. Dazu verhilft uns die Dankbarkeit. Durch sie können Sie sich an den kleinen Dingen des Lebens freuen. Suchen Sie sich z.B. eine gemütliche Ecke in ihrem Garten oder in ihrer Wohnung und lesen mal wieder ein gutes Buch. Oder laden Sie einen Mitmenschen zu einer Tasse Tee am Nachmittag ein. Genießen Sie den Sonntag als Ruhetag für Seele und Geist, für Begegnungen mit anderen Menschen oder auch mit Gott.  Mein Tip: Ein Gottesdienstbesuch am Sonntag macht diesen Tag erst zu einem Sonntag. Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht ihnen....
Klaus-Peter Hüsemann, Prädikant in Isenstedt-Frotheim