Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnzng für den 04. Juli 2020

Pfarrerin Christine Scheele

"Man erzählt sich von Papst Johannes dem 23 , und ich glaube diese Geschichte ist so gut, dass sie wahr sein muss: Folgendes habe sich zugetragen

Ein neuer Bischof sei zu Papst Johannes dem 23 geeilt und habe ihm von seinem Leid berichtet. „Ich trage so viel Verantwortung, habe so viele Entscheidungen zu treffen, mich um so viele Dinge zu kümmern, dass ich Nachts keinen Schlaf finde.“ So klagte er und sah dem Papst flehend in die Augen. Der rundliche Papst lehnte sich zurück schloss die Augen und dachte nach. „Ja, mein Bruder. Das kenne ich. Auch ich habe manche Nacht durchwacht, vor Sorge um das , was zu tun ist. Aber dann nickte ich doch ein und es geschah etwas Wunderbares: Ein Engel erschien mir und flüsterte mir ins Ohr: „Nimm dich nicht so wichtig, Johannes.“ Das erfüllte mein Herz. Ich tue was ich tun muss in dem Wissen, dass ich nicht wichtig bin. Seitdem schlafe ich wunderbar.“

So weit Johannes der 23.

Sich nicht so wichtig nehmen in Coronazeiten? Unsere Zeit trägt den Namen eines Virus. Auch wenn vieles wieder normaler ist. Endlich dürfen wieder Gottesdienste gefeiert werden, es wird in diesem Jahr einen Orgelsommer geben, Gespräche im Krankenhaus werden wieder möglich, wir können wieder ins Cafe ´gehen - und- welch ein Glück für mich persönlich, ich kann wieder schwimmen. Und dennoch - der Virus durchkreuzt Hoffnungen junger Menschen, die jetzt einen Ausbildungsplatz suchen, Urlaubspläne scheitern, Existenzangst geht um. Ob im persönlichen Bereich oder im finanziellen.

Wir haben uns daran gewöhnt, das wir uns immer weniger Sorgen machen müssen. Es ist ein Schlag, wenn plötzlich nichts mehr selbstverständlich ist. Viele wünschen sich so sehr wieder Normalität! Corona verunsichert. Wir wissen nicht mehr, was das denn ist Normalität.

Mir ist das Wort vom Papst sehr nahe gekommen. „Nimm dich nicht so wichtig.“ Als ich krank war, hatte ich nichts in der Hand und musste meiner Ärztin und den Frauen und Männern im Krankenhaus vertrauen, die mir sehr geholfen haben. Ich habe gelernt, nimm dich ernst, aber nicht wichtig. Im Dienst geht es mir ähnlich. Es ist wichtig, dass das getan wird, was getan werden muss. Aber ich bin nicht wichtig. Gott bedient sich seiner Menschen, wann und wo es ihm gefällt. Ich freue mich, wenn ich dabei bin, wenn das Herz in meinem Gegenüber lächelt, nach einer Begegnung, mit oder ohne Maske. Ich freue mich, wenn Menschen erkennen: Ich bin zwar nicht wichtig, für die Welt. Aber für Gott! Wir brauchen uns nicht wichtig nehmen. Wir sind es für Gott. In allem, was geschieht, selbst in dem was wir uns nicht wünschen, sind Spuren Gottes zu erkennen.
Nimm dich nicht so wichtig! Wir werden immer wieder bewahrt. Es wird regiert!


Pfarrerin Christine Scheele, Pressereferentin des Ev. Kirchenkreises Lübbecke und Krankenhausseelsorgerin