Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung zum 14. Januar 2023

Pfarrer Eberhard Helling

Verzeihen Sie, bin ich mit meinem „Prost!“ zu spät – Neujahr ist doch schon seit 2 Wochen vorbei..?! Wenn wir uns nur und ausschließlich zu Neujahr zuprosten sollen – dann allerdings. Aber es gibt doch immer wieder neue Gelegenheiten, das Leben zu feiern – oder?! Und genau darum geht es in dieser Zeit – das Leben feiern.

Verrückt? Als ob die Menschen nicht andere Sorgen hätten. … Jetzt könnte die bekannte Liste mit Katastrophenmeldungen, Niederlagen und anderen Verlegenheiten folgen – angefangen von „A“ wie Artensterben über „P“ wie Panzerlieferungen bis zu „Z“ wie Zurückweisung von Flüchtenden. Aber diese Liste erspare ich Ihnen, die kennen Sie selbst. Ich möchte Sie vielmehr an eine der merkwürdigsten Geschichten in der Bibel erinnern, die immer noch und immer wieder Anlass zu Witzeleien und handfestem Spott gewesen ist. Die Geschichte von Jesus und dem Hochzeitspaar in Verlegenheit.

Jesus ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in der Öffentlichkeit bekannt. Seine großen Heilungserfolge bei schwer kranken Menschen werden ihn erst später berühmt machen. Und die gewichtigen Reden über Gott und die Welt hat er auch noch nicht gehalten. Nur seine Mutter ahnt schon, dass in ihrem Jungen etwas anderes steckt als eine der sogenannten Hochbegabungen, mit denen bis heute Eltern von ihren Kindern so verlegen und auffällig deutlich im Kreis von anderen Eltern schwärmen. Jesus hat bis jetzt nur eine kleine Gruppe von jungen Männern um sich versammelt, mit denen er durch die Lande zieht, um …. , ja, warum eigentlich?

Diese Gruppe von Leuten, Jesus mit seinen wenigen Freunden und seine Mutter werden zu einem Hochzeitsfest in das Dorf Kana eingeladen. Bis heute ist es in Israel und Palästina üblich richtig groß zu feiern; die große Verwandtschaft, das ganze Dorf und noch Freunde aus dem Umfeld werden eingeladen. Da kommen schnell ein paar hundert Leute zusammen. Und als es so richtig mit dem Fest losgehen soll, da geschieht die große Katastrophe: der Wein ist aus. Eigentlich ist damit die ganze Sache vorbei, bevor sie richtig angefangen hat. Das Hochzeitspaar kann einpacken. Die werden diese Peinlichkeit ihr Leben lang zu hören bekommen: „wisst ihr noch, bei eurer Hochzeit – auf einmal gab es keinen Wein mehr und die Leute laufen alle nach Hause!“ – und da ziehen sie dann über diese traurigen Gestalten her, die noch nicht einmal den einen Tag ihres Lebens ordentlich hinbekommen.
Nein, diese Peinlichkeit darf nicht sein. Selbst auf die Gefahr hin, dass man hinterher über ihn spotten und Witzchen reißen wird – Jesus sorgt mit seiner ganz eigenen Energie dafür, dass dieses Hochzeitsfest nicht in einer Katastrophe endet: er macht auch Wasser Wein. Die Verantwortlichen bekommen gar nicht richtig mit, was im Hintergrund abgelaufen ist. Der Oberkellner freut sich im Laufe der Geschichte nur darüber, dass richtig guter Wein zur Verfügung seht – und zwar reichlich. Ende der Geschichte.

Warum ich sie Ihnen erzähle: Mit Weihnachten, mit der Geburt Jesu hat für uns das Fest des Lebens angefangen. Und dieses Fest hört nicht auf – manchmal passiert es ganz unerwartet und unbemerkt und man weiß gar nicht so genau wie das alles gekommen ist – aber beim Fest des Lebens ist es immer so, dass die Menschen sich einfach nur freuen können und all die Katastrophen und Verlegenheiten sie nicht überrollen. Ich wünsche uns im kommenden Jahr immer wieder solch ein Fest des Lebens. Dafür war Jesus mit seinen Leuten unterwegs – und ist es bis heute.


Eberhard Helling, Pfarrer aus Lübbecke