- Kirchenkreis
- Gemeinden
- Kindergärten
- Gemeinsame Dienste
- Kirchenkreisstiftung
- Glauben leben
„Wir sind Papst!“ So lautete 2005 die sprichwörtlich gewordene Schlagzeile der Bildzeitung, die deutlich machte, dass es sich bei all dem nicht einfach nur um eine innerkatholische Angelegenheit handelte. Erschreckend viele Menschen protestantischen Glaubens geben bei ihrem Kirchenaustritt den Papst als Grund an – obwohl die evangelische Kirche für den nun nichts kann. Die evangelische Kirche reagierte auf die Bild-Schlagzeile mit einer Postkarte: Auf der waren eine Handvoll Säuglinge zu sehen, den Blick nach oben gewandt, darüber stand „Wir sind Papst“, unten ein Lutherzitat: „Denn was aus der Taufe gekrochen ist, das ist schon zum Priester, Bischof, Papst geweiht.“
Zwischen 2007 und 2012 hat Joseph Ratzinger drei Bücher über Jesus geschrieben, die jeweils auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste landeten. Sie fragten, wer Jesus war und woran man das festmachen kann. Ratzinger betont, dass Jesus nicht einfach ein Mythos ist, sondern in einer ganz speziellen, identifizierbaren Zeit gelebt und gewirkt hat. Unter den Bedingungen und Vorzeichen, die diese Zeit mit sich gebracht hat. Er hatte es mit ganz konkreten, echten Menschen zu tun und hat deren Leben grundlegend verändert. Ein Mythos, im Gegensatz dazu, hat keine konkrete Zeit, manchmal nicht einmal einen genauen Ort. Ein Mythos ist eine Geschichte, die die Welt erklärt, Wahrheiten jenseits der Geschichte, das große Ganze. Ein Mythos ist ein Symbol – in sich verständlich, wenn man seine Bedeutung kennt. Dann orientiert er, hält zusammen, bestimmt Gegenwart und Zukunft. Gottes Geschichte mit den Menschen ließe sich problemlos auch als Mythos verfassen und erzählen. Die Evangelien sind aber gerade kein Mythos. Anders gesagt: Christsein ist nicht einfach eine Ansammlung von Ideen und Erkenntnissen, sondern fußt auf Jesu Leben hier auf der Erde.
Ratzinger: „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.“ Es ist schon interessant, dass ausgerechnet ein stockkonservativer Papst sich gerade nicht auf Autoritäten beruft, sondern auf „die Begegnung mit einem Ereignis“. Eben nicht: Der Täufer hat’s gesagt, der Hauptmann unter dem Kreuz auch, der Prophet Jesaja wusste es schon und irgendwann sogar der ungläubige Thomas, dass Jesus Gottes Sohn war, dann muss wohl was dran sein. Nein. Es ist das Erleben, das dem Leben einen neuen Horizont und damit eine neue Richtung gibt. Möge Benedikt XVI. nun erleben, was er geglaubt hat.