Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung zu Weihnachten 2020

Superintendent Dr. Uwe Gryczan

Was für ein Jahr! Seit vielen Monaten hält uns die Corona-Pandemie in Atem. Nichts ist mehr wie früher. Leider hat der Teil-Lockdown im November nicht den Erfolg gebracht, den wir uns alle gewünscht und erhofft hatten. Das tückische Virus breitet sich leider immer noch weiter aus. Deshalb können wir in diesem Jahr Weihnachten nicht so feiern, wie wir es gewohnt sind. Selbst Kontakte zu unseren Verwandten müssen auf ein Minimum reduziert werden. Auch der Besuch eines Gottesdienstes, der für viele Menschen wesentlich zum Weihnachtsfest dazugehört, ist in diesem Jahr nicht möglich. Keine vollen Kirchen, kein gemeinsames “O du fröhliche”. Das schmerzt sehr und macht traurig. Das Virus verhindert vieles, was uns lieb und vertraut ist.

Manche Menschen fragen sich, ob es angesichts dieser widrigen Umstände überhaupt Weihnachten werden kann. Doch zum Glück ist diese Frage bereits entschieden - nicht von uns, sondern von Gott selbst. Die frohe Botschaft, dass Gott bei uns Menschen sein will, gilt auch in diesem Jahr. Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen, die in Jesus Christus sichtbar geworden ist. In dem kleinen Kind in der Krippe zu Bethlehem ist Gott uns ganz nahegekommen, indem er selbst Mensch wurde. Das wird uns zu Weihnachten verkündigt. Und daran dürfen wir auch in diesem Jahr festhalten.

Wenn wir in die Weihnachtserzählungen der Bibel schauen, dann erfahren wir, dass vor 2000 Jahren auch vieles anders war als gewohnt oder erwartet. Der Sohn Gottes, der Friedenkönig, erblickte nicht in einem prächtigen Palast das Licht der Welt, sondern in einem armseligen Viehstall, weil seine Eltern auf der Durchreise keine andere Unterkunft fanden. Nicht die Privilegierten und Mächtigen waren die ersten, die von der Geburt Jesu erfuhren, sondern Hirten, die nachts auf dem Felde ihre Schafherden hüteten. Menschen, die am Rande der Gesellschaft standen, die in schwierigen Verhältnissen lebten und verachtet waren, durften als erste die gute Nachricht hören: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Ja, Christ, der Retter ist da! Die Welt geht nicht verloren, weil Gott sie nicht verloren gibt. Er selbst begibt sich dafür in die wohl menschlichste Situation, die es gibt, in die des Säuglings. Daher ist ihm bekannt, was es heißt, hilflos und angewiesen zu sein.

Auch in die Tiefen und Dunkelheiten des Lebens hinein ertönt die frohe Botschaft von Weihnachten, dass Gott uns Menschen liebt. Wir sind ihm wichtig. Er möchte uns begleiten und beistehen, wenn wir Angst haben. Er will uns seine Nähe spüren lassen, auch und gerade in schwierigen Zeiten. Seit Jesu Geburt haben wir Menschen die Gewissheit, dass Gott immer für uns da ist. Diese Verheißung bleibt, auch wenn in diesem Jahr die äußeren Umstände zu Weihnachten anders sind als sonst.


Superintendent Dr. Uwe Gryczan