Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung zu Ostern 2019

Glauben auch Sie nur das, was Sie sehen? Nicht erst im Zeitalter von Fake-News herrscht bei vielen Menschen eine gewisse Skepsis vor. Sie vertrauen nicht vorbehaltlos dem, was ihnen gesagt wird. Nur das, was sie mit eigenen Augen sehen, halten sie für wahr – gemäß dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Ich muss gestehen, manchmal geht es mir auch so: Wenn ich etwas höre, dann schaue ich nach, ob es auch wirklich stimmt. Wir modernen Menschen sind eben sehr visuell geprägt. Dem gesprochenen oder geschriebenen Wort schenken wir weniger Glauben als dem, was wir mit den eigenen Augen wahrnehmen. Und wenn es nicht möglich ist, etwas selbst zu überprüfen, dann wollen wir wenigstens Beweise sehen. In den Printmedien werden immer mehr Fotos abgedruckt, um uns Lesern nicht nur einen bestimmten Eindruck zu vermitteln, sondern auch um uns von der Wahrheit des Berichteten zu überzeugen. Fernsehnachrichten erfreuen sich einer größeren Beliebtheit als Meldungen im Radio, weil Bilder das gesprochene Wort ergänzen und unterstützen. Und die sozialen Medien verdanken ihren Erfolg nicht zuletzt der Möglichkeit, eigene Fotos und kurze Videos per Smartphone in Sekundenschnelle um die Welt zu schicken.
Die Einstellung „Ich glaube nur, was ich sehe“ mag der Grund dafür sein, dass manche Menschen Schwierigkeiten mit dem Osterfest haben. Sie können sich nur schwer vorstellen, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Es gibt ja keine Bilder, keine Fotos, keine Filmaufnahmen von dem, was sich vor 2000 Jahren in Jerusalem abgespielt hat. Uns bleiben allein die Erzählungen und Glaubensberichte, wie sie in der Bibel aufgezeichnet sind. Das muss uns genügen – auch wenn es nicht leichtfällt.

Ich jedenfalls vertraue darauf, dass Gottes Wort das hält, was es verspricht. Gott hat uns zugesagt, dass er seinen Verheißungen treu bleibt, komme was wolle. Das gilt auch für die Botschaft von der Auferstehung. Ich glaube fest daran, dass Gott zu Ostern seinen Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckt und ihm neues Leben geschenkt hat. Ich bin gewiss, dass auch wir, die wir an Jesus Christus glauben, teilhaben dürfen an seinem ewigen Leben. Aus der frohen Botschaft von Ostern kann ich in schweren Situationen Kraft und Mut schöpfen. Sie gibt mir neue Hoffnung, wenn ich verzweifelt bin. Sehen und objektiv beweisen kann man es nicht. Aber man kann es erfahren, wenn man sich darauf einlässt.


Superintendent Dr. Uwe Gryczan