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Ich führe eine Hassliebe. Ich führe sie jede Woche, jeden Tag. Und ich bin selbst dafür verantwortlich. Diese Hassliebe gilt meinem Smartphone. Wie sehr habe ich mich an dessen Existenz gewöhnt. Es begleitet mich in meinem Leben in allen möglichen Situationen. Es ist mein Wecker, meine Nachrichtenquelle, meine Verbindung zu Freunden und Familie, mein Fotoapparat, mein Notizblock, mein Kalender und vieles mehr. So viele Funktionen in nur einem Gerät. Es ist so praktisch, dass es für mich unverzichtbar geworden ist.
Doch in der letzten Zeit habe ich zunehmend das Gefühl verspürt, dass mich dieses Gerät unter Druck setzt. Es kommt nicht selten vor, dass ich eine mail am Handy schreibe und gleichzeitig mehrere Nachrichten auf verschiedenen Messenger-Apps reinkommen. Sofort springt dann meine Aufmerksamkeit auf die gerade eingegangen Nachrichten und ich muss mich erst wieder in das hineindenken, was ich gerade geschrieben habe. Aber im nächsten Moment kommt eine Eilmeldung von meiner Nachrichten-App, was wieder Furchtbares in der Welt passiert ist. Und wieder ist die Aufmerksamkeit woanders gelandet.
Ich merke deutlich, dass es mir nicht gut tut, immer alles direkt zu wissen, ständig erreichbar zu sein. Also bin ich dazu übergangen, das Handy mal stundenweise einfach zur Seite zu legen, wenn ich zuhause bin. Wer mich erreichen will, kann das ja auch mal mit dem klassischen Festnetzanschluss versuchen. Und siehe da: Verpasst habe meistens nichts.
Seit ein paar Jahren beschäftigen sich Wissenschafter*innen auf der ganzen Welt damit, was das Übermaß an ständig verfügbaren Informationen mit unserer Psyche macht. Denn das Paradoxe ist: Obwohl wir heute Zugang zu so unendlich vielen Informationen haben wie nie zuvor, bleibt immer weniger von deren Inhalt bei uns hängen. Es ist schlicht und einfach zu viel. Unser Gehirn kann diese Masse an Informationen nicht verarbeiten. Unsere Aufmerksamkeitsspanne sinkt, unser Stresslevel steigt.
Also muss ich lernen, mich mit meiner Hassliebe zu arrangieren und mit meiner Aufmerksamkeit sorgsamer umzugehen. Mein Smartphone wird weiterhin mein alltäglicher Begleiter sein. Aber ich lege es häufiger zur Seite und ein paar Apps habe ich deinstalliert. Nur meine Bibel-App - die habe ich gelassen. Und die hat mir heute Morgen mitgeteilt, dass im Anfang das Wort war. Und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.
Das sind die Nachrichten, mit denen ich gerne in den Tag starte. Und für die habe ich jetzt wieder mehr Zeit.