Worte der Besinnung von Prädikantin Miriam Wegener-Kämper

„Ich aber muss abnehmen.“

So ist es im Spruch für die kommende Woche zu lesen. Da sage noch mal jemand, die Bibel sei nicht aktuell!
Denn mal ehrlich, wer kennt diesen Gedanken nicht?

Sei es alle Jahre wieder nach der Advents- und Weihnachtszeit, wenn die Hose kneift. Oder jetzt, wo die Badesaison eingeläutet ist und die Bikini-Figur (wieder) her muss.

Abnehmen ist nur ein Aspekt dessen, was unter den Begriff Selbstoptimierung fällt: „Man“ will gesünder und fitter, schlanker und schöner sein, bessere Beziehungen führen, unter optimalen Arbeitsbedingungen Höchstleistungen erbringen, möglichst viel Geld verdienen...

Jeder Moment soll effektiv genutzt und so das Optimum aus dem eigenen Leben heraus geholt werden, getreu der Maxime: Werde die bestmögliche Version deiner selbst!

Nichts gegen das Bemühen, gut für den eigenen Körper zu sorgen, Beziehungen zu pflegen und die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll zu nutzen. All dies macht bis zu einem bestimmten Punkt ganz bestimmt Sinn.

Bei wem es aber so weit geht, dass sie oder er davon überzeugt ist, alles selbst in der Hand zu haben, da ist dieser Punkt definitiv überschritten.

Denn wer meint, die völlige Kontrolle über den eigenen Körper und das eigene Tun zu besitzen, wird um so härter getroffen, wenn ihn/ sie das „echte Leben" trifft: ein Verlust, Arbeitslosigkeit, eine Erkrankung… Fakt ist: Endgültig können wir, du und ich, das Leben nicht planen und kontrollieren. Immer wieder geschieht Unerwartetes, im Guten wie im Schlechten.

Nun ist dem biblischen Satz oben auch ein anderer vorangestellt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ (Joh 3,30)
Johannes der Täufer, an dessen Geburtstag der morgige Johannis-Tag erinnert, sagt dies über Jesus und sich selbst.
Auch wenn er, Johannes, so viel Gutes in Gottes Auftrag gewirkt hat, wenn er sogar Jesus taufen durfte - es geht nicht um ihn, sondern um Jesus! Und wie überraschend: Johannes hat kein Problem damit, Jesu Größe anzuerkennen und sich ihm unterzuordnen, anzuvertrauen.

Mit meiner Sehnsucht nach einem erfüllten Leben weiß auch ich mich bei diesem Jesus an der richtigen Adresse. Er lädt mich ein, mein krampfhaftes „Höher, Schneller, Weiter, Besser“ aufzugeben und ihm die Führung meines Lebens zu überlassen - nicht als Kapitulation vor seiner Macht, sondern als das Ergreifen seiner liebevoll hingehaltenen Hand, voll Vertrauen in seine Weisheit und Güte.
Denn gerade dann, wenn ich schmerzhaft erfahren muss, dass ich nichts wirklich im Griff habe, wenn ein Sturm durch mein Leben tost, tut es doch gut zu wissen: Da ist jemand an meiner Seite, der ist so groß und stark, dass ihm die Stürme des Lebens nichts anhaben können. Und er mir ist gleichzeitig so nah und zugewandt, dass er meine Hand festhält und auch diesen Sturm mit mir durchsteht.

Ja, es lohnt sich wirklich abzunehmen. Fangen wir an, am besten gleich heute