Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung von 05. August 2023

Pfarrer Bernhard Laabs

„Ja, aber…“ heißt „Nein!“. Diesen Satz habe ich in der Seelsorgeausbildung gelernt. Immer öfter kommt er mir in den Sinn. JA, ich muss mich zu den veränderten Lebensbedingungen angemessen verhalten, ABER ich möchte, dass alles so bleibt, wie es ist. Das bedeutet unter’m Strich ein klares NEIN, das eigene Verhalten und Einstellungen zu überdenken.
In diesem Zwiespalt befinden sich ja die meisten von uns – mal mehr, mal weniger.
Die Bibel erzählt, wie Jesus gleich drei solchen Ja-Aber-Typen begegnet. Der erste ist völlig begeistert von ihm und sagt: Ich komme mit dir! Jesus antwortet: „Mach‘ Dir klar, dass sich dein Leben dadurch ziemlich umkrempelt. “ Zum Neuanfang gehört es einfach dazu, das Alte ganz bewusst loszulassen. Sonst schleicht sich das „Aber“ durch die Hintertür ein. Bist du wirklich so frei, wie es dir selber gerade scheint? Klebst du vielleicht doch noch an etwas und merkst es nicht?
Dem zweiten sagt Jesus: Komm doch mit mir. „Ja – aber ich muss noch…“ Er stellt sich das interessant und attraktiv vor und nimmt es vielleicht auch wichtig. Aber bis zum ehrlichen und erstgemeinten Aufbruch reicht es dann noch nicht. Zu sehr klebt er an seiner gewohnten Lebensweise. „Ja, aber“ heißt „Nein“.
Der dritte tickt genauso wie der zweite. Zu ihm sagt Jesus: „Wer die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, der eignet sich nicht für das Reich Gottes.“ Er sagt ihm damit: Das, worauf du zurückschaust, hat lange getragen. Aber nun trägt es nicht mehr, und trotzdem klebst du daran und bist nicht offen für das Leben jetzt.
Übertragen wir das doch einmal auf die Debatte um die Klimakleberei, die ja ebenso hitzig wie das Weltklima selber ist. Der erste Typ neigt dazu, sich irgendwo festzukleben, um sich und andere mit einem Ruck von alten Zöpfen loszureißen: Das Verbrennen von Sachen, um es warm zu haben oder von A nach B zu kommen, hinterlässt verbrannte Erde – nicht nur auf Rhodos. Aber die meisten von uns kleben mental mehr oder weniger am Verbrennen, um es warm zu haben oder sich fortzubewegen. Ist das nicht die viel gefährlichere Form der Klimakleberei und gehört auch vor Markus Söders Schnellgerichte? Freilich: über Jahrhunderte hat Verbrennen die Zivilisation vorangetrieben. Das hat uns geprägt. Aber nun bedroht es sie. Das verunsichert uns. Die Ja-Aber-Typen 2 und 3 sind hin- und hergerissen. Immerhin das. Immerhin fallen sie nicht auf die populistischen Kindsköpfe herein, die vor den Herausforderungen die Augen zukneifen und sagen „Gibt’s nicht“. Immerhin lassen sie sich hin- und herreißen. Trotzdem: „Ja, aber“ heißt schließlich immer noch „Nein“. Wie kommen wir also vom „Ja, aber“ zum „Ja“? Vielleicht ja doch, weil der Eine in unserer Bibelgeschichte auch zu uns mit voller Überzeugung „Ja“ sagt. Und: „Komm!“ „Ich halte Dich!“ „Das wirkliche Leben wartet!“ „Nimm es an!“ „Da geht was!“ „Du wirst staunen!“


Bernhard Laabs
Pfarrer in Schnathorst und Umweltbeauftragter des Ev. Kirchenkreises Lübbecke