Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 25. Juni 2022

Prädikantin Miriam Wegener-Kämper

Was fällt Ihnen zum Stichwort Konsequenz ein? Vielleicht etwas wie: Konsequenz ist wichtig. Was man sagt, muss man tun.
In meinem Alltag kenne ich es auch anders. „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, darfst du nicht fernsehen.“, höre ich mich sagen - und habe danach genau zwei Möglichkeiten. Entweder das Zimmer ist okay und es wird ferngesehen. Oder alles ist wie zuvor - und die Glotze bleibt aus. Doch immer wieder läuft die Lieblingssendung, obwohl noch totales Chaos herrscht. Kommt natürlich gut an, aber ich hadere mit mir und meiner Inkonsequenz.
An diesem Sonntag geht es um den Propheten Jona. Und um Konsequenz. Vor allem, wie sie ankommt.
Jona, das ist der mit dem großen Fisch. Der von Gott in die Stadt Ninive geschickt wird, um den Menschen Gottes Gericht anzukündigen, wenn sie sich nicht bessern. Jona will das nicht tun, könnte ja auch ziemlich unangenehm werden. Also: auf ein Schiff und abhauen! Auf See wird Jona als mögliche Ursache eines starken Unwetters vermutet und über Bord geworfen. Ein Fisch rettet ihn, indem er ihn verschluckt und an der Küste wieder ausspuckt. Nun geht Jona doch nach Ninive und erledigt Gottes Auftrag: Die Stadt wird untergehen, wenn sich nichts ändert.
In vielen biblischen Geschichten passiert nach einer solchen Ankündigung nichts. Die Menschen machen weiter wie bisher - und Gottes Strafe folgt. Konsequent.
Nicht so in Ninive. Alle beginnen sofort zu fasten, hüllen sich in Sack und Asche und flehen zu Gott um Gnade. „Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie umkehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.“ (Jona 3,10) Auch hier ist Gott konsequent.
Genau die aber ärgert Jona und er beschwert sich bei Gott: „Ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen.“ (Jona 4,2b) Anders gesagt: Wie kannst du nur freundlich sein? Warum hältst du dein Wort?
Mein erster Gedanke: Wo ist Jonas Problem? Warum beschwert er sich, statt die Einsicht der Menschen und Gottes Verlässlichkeit zu feiern? Zumal er doch kurz zuvor selbst eine zweite Chance bekommen hat.
Und dann? Dann entdecke ich mich selbst in dem schimpfenden Jona. Leider.
Gerne nehme ich für mich Gutes in Anspruch, sei es hart erarbeitet oder völlig unverdient. Auch meinen Lieben wünsche ich nur das Beste. Aber bei anderen? Da ertappe ich mich immer mal wieder dabei, kleinlich zu sein statt großherzig. Zu neiden oder nur bedingt zu gönnen, statt mich von Herzen mitzufreuen. Auch wenn es mir an nichts fehlt. Da wünsche ich jemandem nichts Schlechtes - aber allzu gut muss es auch nicht sein…
Die Bibel hält dir und mir mit ihren Menschen und Geschichten den Spiegel vor. Dass heute, wenn ich hineinblicke, dieser missgünstige Jona herausschaut, beschämt mich. So möchte ich nicht sein! Ich will an mir und meiner Herzenshaltung arbeiten.
Aber, und das ermutigt mich sehr, nicht nur Jona blickt mir aus dem Spiegel entgegen. Da sehe ich auch Gott, der seinen Arm liebevoll um Jona legt. Während er schmollt. Obwohl er schmollt. Weil er schmollt.
Denn in der Liebe, da ist Gott ganz besonders. Besonders konsequent.


 Prädikantin Miriam Wegener-Kämper