Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 25. Februar 2023

Pfarrer Hagen Schillig

Mein Bruder hat heute Geburtstag!
Er ist zwei Jahre älter als ich.
Ich selbst bin ein März-Kind!
Wieder ein Jahr! Zeit vergeht!
Ich komme ins Nachdenken . . .

Es war viel los in den vergangenen Tagen!
Meine Freunde in Münster und Köln jedenfalls
haben kräftig gefeiert.
(Fast so wie vor der Corona-Pandemie!)
Und auch in unserer Gegend hier gibt es
ihn: Ausgelassen und heiter! Den KARNEVAL!
Es wurde geschunkelt und gesungen,
geliebt und gelacht! Reichlich gegessen
und noch mehr getrunken!

Schließlich schmettert die große Runde:
„Am Aschermittwoch ist aller vorbei!“

Aber: Stimmt das?
Ist am Aschermittwoch wirklich alles vorbei?

Ja, am Aschermittwoch enden die „tollen Tage“.
Viel wichtiger aber: Mit dem Aschermittwoch
beginnt die Passionszeit, die Fastenzeit!

Viele Christinnen und Christen erleben die Zeit
bis Ostern ganz bewusst und gestalten sie aus.

Man kann in dieser Zeit gezielt auf etwas verzichten
oder auch absichtlich etwas beachten.
So verkneift sich mancher in der Fastenzeit z.B.:
die Zigarette, Alkohol, Süßigkeiten oder Fleisch.
Andere nutzen diese Wochen für ein Vorhaben,
für einen `guten Vorsatz´, der sonst immer so schnell
in Vergessenheit gerät:
Einen lieben Menschen anzurufen oder einen Brief zu schreiben,
sich Zeit zu gönnen für ein Buch oder für Sport.

Es geht darum, – für begrenzte Zeit –
die Gewohnheit zu durchkreuzen,
aus dem Alltag auszubrechen,
den gewohnten Trott zu verlassen,
das Immer-Gleiche zu verändern.

In diesem Jahr steht die Fastenaktion der evangelischen Kirche
unter dem Motto: „7 Wochen ohne Verzagtheit“.
Mal abgesehen davon, dass das Wort „Verzagtheit“ ja nun wieder
recht alt-backen klingt, irgendwie von vorgestern,

finde ich die Überschrift gut!
Ist das nicht genau das, was ich mir wünsche?
Worauf wir alle hoffen?

Ein Leben ohne Verzagtheit, ohne Angst, ohne Hasenfüßigkeit!
Ohne Sich-klein-machen-wollen und ohne Sich-wegducken-müssen.

Ein Leben, das ich gestalten kann: Wo ich mutig bin und stark.
Wo ich Herausforderungen annehme und Schweres mit Geduld tapfer trage!
Ein Leben, in dem ich meine Möglichkeiten ergreife, meine Chancen nutze
und selbstbewusst meinen Weg gehe!
Ein Leben, wo ich mich etwas traue und dadurch viel erreiche und noch mehr erlebe!

So stelle ich mir Leben ohne Verzagtheit vor.
So wünsche ich mir mein Leben!

Wer morgen am Sonntag das Buch der Herrnhuter Losungen aufschlägt,
erfährt auch, wodurch dies gelingt, wie ein solches glückliches Leben ermöglicht wird:
„Der Herr wird deinen Fuß vor der Falle bewahren!“ (Sprüche 3, 26)

Darauf vertraue ich: Gott hilft und Gott schützt! Gott steht mir bei!
Gott bietet Stabilität und Sicherheit!

Ich kann viel aus meinem Leben machen: Gott ist da!

Aber ja: Da ist so einiges, was mich einschüchtert, was betrübt und auch bedroht.
In unseren Zeiten nun leider wieder mehr denn je!

Verzagtheit? Mutlosigkeit? Ängstlichkeit?
Bringt gar nichts!

Es gilt, sich den Problemen zu stellen, die Tücken des Lebens zu meistern,
die Fallen zu überspringen und die Herausforderungen anzunehmen!

Gott wird mich bewahren: Darum kann ich mir viel zutrauen und auch was zumuten!
Keine Sorge: Ich werde nicht fallen!

Gott schenkt Halt und Hilfe, Nähe und Geborgenheit:
In der Fastenzeit, in jeder Jahreszeit, in meiner Lebenszeit!

Eine gesegnete Passionszeit
wünscht Ihnen allen



Hagen Schillig
Pfarrer im Kirchenkreis Lübbecke