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Legendär
Ihre Geschichte: geradezu märchenhaft! Oder besser noch: legendär! Die ungarische Königstochter Elisabeth – gerade einmal vier Jahre alt – wird zu Beginn des 13. Jahrhunderts auf die Wartburg verbracht. Dort soll sie Seite an Seite aufwachsen mit ihrem zukünftigen Bräutigam: mit Ludwig, dem Sohn des Landgrafen von Thüringen. Als die beiden das heiratsfähige Alter erreichen, wird Hochzeit gefeiert. Allen machtpolitischen Erwägungen zum Trotz ist es offenbar eine Liebesheirat! Rasch vertraut das Leben – bzw. die Liebe – dem jungen Paar drei Kinder an. Doch ohne jegliche Vorwarnung zerbirst das Glück der Eheleute: Ludwig begibt sich auf einen Kreuzzug – und verstirbt fern der Heimat.
Vielleicht hätte die Geschichte nun das Mäntelchen des Vergessens über die junge Witwe geworfen – hätte Elisabeth sich nicht mit Leib und Seele in Nächstenliebe geübt! Ihre Mildtätigkeit: geradezu legendär! Bereits zu Lebzeiten ihres Mannes muss es zu Konflikten mit dessen Familie gekommen sein: ob der Bereitschaft der jungen Landgräfin, Bedürftige auch materiell zu unterstützen. Ludwig und seine Angehörigen fürchteten, Elisabeths soziales Engagement könnte dem Vermögen der Familie abträglich sein.
Um eben dieses Engagement aber ranken sich eine Vielzahl von Legenden. – So wird etwa erzählt, dass Elisabeth eines Tages mehrere Brote in einem Korb verbarg, um sie hungrigen Landeskindern zu bringen. Damit nicht gleich offenbar würde, dass sie sich dazu mal wieder in der fürstlichen Küche bedient hatte, legte sie ein Tuch über das Backwerk. Da trat ihr Ludwig in den Weg – und bat um Auskunft, was seine Frau denn da wohl gedenke aus der Burg zu tragen. Die Antwort nicht abwartend, schlug er das Tuch im Korb ungeduldig zurück. Doch dann wird er nicht schlecht gestaunt haben – und Elisabeth vermutlich auch: Denn im Korb, unter dem Tuch, befanden sich keine Brote mehr! Sondern wunderschöne Rosen!
Eine schöne Legende nur? Zu schön, um wahr zu sein? – Oder gar wahr genug, um sich von ihr inspirieren zu lassen?
Als die Mägen unzähliger Menschen, die Jesus Gehör schenken wollen, zu knurren beginnen, wollen die Freunde des Mannes aus Nazareth die Hungernden nach Hause schicken, da man die Menge unmöglich mit Lebensmitteln versorgen könne. Doch Jesus wiegelt ab – und entgegnet den Jüngern: „Gebt ihr ihnen zu essen“ (Matthäus 14,16)! Der Auftakt zur legendären Speisung der Fünftausend.
Menschen mit dem zu versorgen, was sie zum Leben benötigen: Für die junge Elisabeth muss dieses Vorhaben ein Herzensanliegen gewesen sein! Eines, an dem sie festhielt – allen Widerständen zum Trotz!
Gebt ihr ihnen zu essen! Die „Brote-und-Rosen-Legende“: Sie birgt ein wunderbares Ermutigungspotential. Auch heute noch! Wer den Opfern von Hunger, Gewalt, Verfolgung und anderweitigem Leid beistehen möchte, sollte sich nicht nur von Machbarkeitsstudien leiten lassen, sondern auch und vor allem von der Liebe! Sowie von dem, der sie betreibt!
Um zu guter Letzt selbst mit märchenhaften, ja geradezu legendären Erfahrungen beschenkt zu werden: Gelebte Liebe verwandelt Trauer in Freude, Zweifel in Zuversicht – und bisweilen sogar Brote in Rosen.