Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 20. Mai 2023

Vikarin Jessica Banna

Jetzt ist es aus. Er ist weg. Irgendwie hab ich es kommen sehen, habe es gespürt, dass das nicht ewig dauern würde. Es war einfach viel zu schön, um wahr zu sein. Aber ich habe die Augen vor der Wahrheit verschlossen. Ich hab alle die Anzeichen, beiseite geschoben, ignoriert, verdrängt, weil ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte. Aber jetzt ist es tatsächlich passiert. Er ist gegangen und ich bleibe zurück.
„Jetzt seid ihr traurig“, sagte er zu uns, „aber wir werden uns wiedersehen. Dann wird eurer Herz sich freuen und eure Freude wird euch niemand nehmen können.“ Aber wann? Wie lange soll ich warten? Einen Tröster will er uns schicken hat er gesagt. Jemand, der für immer bei uns bleibt. Aber ich wüsste nicht, wer das sein könnte. Der Schmerz ist einfach zu groß.
Und es geht ja nicht nur mir alleine so. Alle Jünger sind unglaublich traurig und können es kaum fassen, dass wir tatsächlich Abschied von Jesus nehmen mussten. Aber es hilft darüber zu reden, wie wir uns fühlen. Es hilft, sich auszutauschen. Ja, es tröstet mich zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Und Trost war es ja, was Jesus uns versprochen hat, kurz bevor er in den Himmel aufgefahren ist. Auch wenn er nicht mehr hier auf der Erde ist, dann fühle ich mich trotzdem noch mit ihm verbunden. Wir erzählen uns immer wieder die Geschichten, die wir mit ihm erlebt haben. Manchmal weinen wir zusammen oder beten.

Liebe Leser*innen,

Vielleicht haben sich die Jünger Jesu nach seiner Himmelfahrt ungefähr so gefühlt, wie Sie es gerade gelesen haben. Und vielleicht kommen auch Ihnen diese Gefühle bekannt vor, weil Sie auch schon von einem geliebten Menschen Abschied nehmen mussten. In der Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sehen sich die Jünger mit absoluter Trauer konfrontiert. Jesus ist weg und sie wissen nicht, was die Zukunft bringt, wie ihr Leben ohne ihn aussehen wird. Sie haben nur sich, ihre Erinnerungen und ihren Glauben daran, dass er sie nicht alleine lässt. Aber sie spüren schon etwas von dem, der ihnen Trost bringt. Der Heilige Geist ist das, was sie und auch uns weiterhin mit Jesus vereint. Durch ihn sind die beiden Wirklichkeiten, Himmel und Erde, miteinander verwoben. Er ist der Tröster, der unsere Gemeinschaft stiftet. Er ist das Band, das zwischen Jesus und uns fest gespannt ist und auch Himmel und Erde fest verbindet. Abschiede sind schwer. Manchmal fast unerträglich. Aber die Aussicht auf Trost und das Wissen darüber, dass Jesus uns nicht allein zurückgelassen hat, erfüllen mich mit Freude. Eine Freude, die mir niemand nehmen kann.


Vikarin Jessica Banna