Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 19. Januar 2019

Prädikantin Jutta Hovemeyer

Ein unangenehmes, vielleicht sogar beklemmendes Gefühl: Ich fahre – streng am Navi orientiert – in einer mir unbekannten Gegend, als eine Umleitung auftaucht. Ich folge ihr eine ganze Weile, kein neuer Hinweis taucht auf. Mein Navi ist so verwirrt wie ich. Plötzlich sehe ich ein Verkehrszeichen; ein Pfeil weist mich nach links, und ich bin wieder auf dem richtigen Weg, wie mir auch das Navi bestätigt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“. Große Erleichterung setzt ein: Ja, es ist gut, ein Zeichen zu sehen, das zum Ziel führt.

Ob das die Jünger Jesu auch so gesehen haben, damals beim Hochzeitsfest in Kana? Die Evangeliumslesung für den morgigen Sonntag ist die von Johannes erzählte Geschichte von der Hochzeitsfeier, auf der Jesus Wasser in Wein verwandelt. Bei den Veranstaltern und Gästen löst seine Tat Verwunderung und Staunen aus. Für Jesu Jünger bleibt es dabei nicht stehen. Die Geschichte schließt mit den Sätzen: „Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.“
Jesus setzt „Zeichen“, so nennt der Evangelist Johannes die Taten, die allgemein als ‚Wunder‘ bezeichnet werden.
Johannes sieht in Jesu Taten Hinweise darauf, dass er mit besonderer Vollmacht von seinem Vater ausgestattet als Gottes Sohn handelt. Es sind wie Verkehrszeichen Wegweiser, wem die Zuschauenden „glauben“, wem sie folgen wollen.

Wir waren nicht dabei, nicht einmal in der zweiten Reihe. Aber für mich sind die Jünger die Vorausgehenden, die mir den Weg weisen. Wenn ich die Geschichte von Kana aus diesem Blickwinkel betrachte, ist es für mich nicht wichtig, dass sie ‚tatsächlich‘, ‚wirklich‘ so geschehen sind.
Ich vertraue den Jüngern, ich glaube – in ihrer Nachfolge – daran, dass Jesus Christus seine Herrlichkeit offenbart – damals wie heute.

Und das lenkt den Blick auf das Weihnachtsgeschehen zurück: Das Geburtsgeschehen im Stall zu Bethlehem hat vielen ‚ein Licht aufgehen lassen‘. Und dieses Licht scheint von Weihnachten in die nachfolgende Zeit. Wie an einer Signalleuchte kann ich mich an diesem Licht orientieren und auf es zugehen. Das Licht gibt mir ein Ziel, auch wenn mich Dunkelheit umgibt und ich deshalb mein Ziel aus den Augen verloren habe.

Ich wünsche uns allen, dass uns dies Licht aufgeht, dass es uns im kommenden Jahr begleitet und wir den Zeichen, die Jesus gesetzt hat, folgen.


Prädikantin Jutta Hovemeyer