Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 18. August 2023

Pfarrerin Sabine Heinrich

Liebe Leserinnen und Leser,

in den Sommerferien fand in der St.-Andreas-Kirche in Lübbecke eine interessante Predigtreihe statt zum Thema: "Was uns die Kirche zu sagen hat." Einzelne Elemente des Kirchengebäudes standen im Mittelpunkt der Predigten und des Gottesdienstes. Auch wenn ich nicht alle Gottesdienste mitfeiern konnte, so kann ich sie heute noch auf der Homepage der Kirchengemeinde nachhören.

Das Thema der Predigtreihe klingt in mir nach und vor allem ein Lied, das jeden Sonntag gesungen wurde:
"Meine Kirche" heißt es, von Eugen Eckert und Bernhard Kießling.
Nach diesem Lied stellt ich mir meine Kirche vor als "ein Haus mit offenen Türen".
Das Fundament hält ewig, es trägt mich, fängt mich auf.
Der Prophet Sacharja schreibt: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr.“ (Sach 2,14).
Der Beter des 84. Psalms bezieht diese Aussage auf sich: „Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth.“ (Ps 84,2).
Weil Gott unter uns wohnen will, darum gibt es unsere Kirchen, unsere Kirchengebäude.
Darum nennen wir eine Kirche „Gottes-Haus“, in dem Gott zu uns kommt und uns Wohnrecht im Namen Gottes anbietet.
Gott will, dass wir Menschen in seinem Haus einen Ort haben, an dem wir uns zum Gottesdienst versammeln können, um miteinander zu singen und zu beten, zu reden und zu hören.
Ohne die Gemeinde, die in Gottes Haus zusammenkommt und feiert, wäre es nur ein kaltes, leeres Gebäude ohne Leben.
Das Besondere ist der Geist, der in unserer Kirche, in allen Kirchen, zu spüren ist, der Geist, "der Liebe wagt von Gott geprägt."
Das Dach spendet vielen "Obdach", "durch bunte Fenster strahlt Lebendigkeit".
Der große Raum mit den oft zahlreichen Plätzen sagt dir:
Du gehörst zu der großen Gemeinschaft der geliebten Kinder Gottes.
Vor dir haben Generationen von Menschen in diesen Räumen gebetet, ihre Freude und ihren Kummer, ihre Hoffnungen und ihre Sorgen vor Gott gebracht.
Meistens sind die Sitzplätze nebeneinander angeordnet. Das kann uns bewusst machen, dass unser gemeinsames Beten und Singen auch den anderen braucht, dass wir unsere Gottesdienste in Gottes Haus in der Gemeinschaft anderer feiern.
Mir wird bewusst, dass der Mensch neben mir mit mir gemeinsam betet, dass ich ahnen kann, was ihm Kummer macht oder sie freut, dass ich mit ihr und für ihn beten kann - und sie für mich.
Dazu sind unsere Gottes-Häuser da: dass Gott darin einziehe und darin Wohnung nehme; dass die gute Botschaft Gottes gepredigt wird, dass wir in Gebeten, Liedern und Musik auf diese Botschaft antworten, dass unsere Kinder in die Gemeinde Gottes hineingetauft werden. Menschen "lernen, in ihr Brot und Wein zu teilen, Gemeinschaft nicht als Utopie."
Wenn wir in der Kirche Gottes Nähe suchen, bedeutet das:
Wir erwarten noch mehr als das, was wir selbst schaffen, wir geben uns nicht zufrieden mit dem Machbaren, wir bitten und wünschen das, was nur Gott geben kann.
So verbinden wir uns mit allen Generationen vor uns und damit, wie sie in Gottes Haus gedankt und gehofft, gewünscht und geklagt haben.
Natürlich werden Menschen sich damit beschäftigen müssen, Kirchengebäude zu erhalten, aber es sollte im Blick bleiben, wozu dieses Haus Gottes eigentlich da ist:
als Haus des Gebetes, als Denk-Mal für unseren Glauben, als ein Gebäude, das von dir und mir lebt:
"Meine Kirche, jetzt und hier, meine Kirche lebt von dir und mir."
Ich würde mich freuen, wenn wir dieses Lied gemeinsam singen und immer wieder darauf hören könnten, was uns unsere Kirchen zu sagen haben.


Pfarrerin Sabine Heinrich