Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 17. August 2019

Diakon Michael Biesewinkel

Haben Sie sich in dieser Woche schon einmal selbst gelobt? Waren Sie stolz auf sich selbst und haben das auch offen zugegeben? Nein? Dann lade ich sie jetzt herzlich dazu ein. Wir Menschen loben uns nicht gerne selbst und schauen mehr auf unsere Defizite und nicht auf unsere Stärken. Auch unsere Mitmenschen loben wir fast zu selten und weisen auf Gutes manchmal wenig hin. Meistens ist es eben dann doch leichter zu meckern, auch mit sich selbst.

Ich mache das persönlich in den letzten Monaten bewusst anders und mir geht es sehr gut damit. Ich weiß, dass Gott mir einige Talente und gute Eigenschaften geschenkt hat, derer ich mir nur bewusst sein muss, um sie dann maßvoll und im richtigen Moment einzusetzen. Ich kann zum Beispiel recht gut zuhören, habe Interesse an neuen Themen, Meinungen und Ansichten und weiß, dass meine Ansicht nur eine von vielen ist und wahrlich nicht immer die Richtige sein muss. Ich bin auch vielseitig interessiert und kann mich sehr schnell für fast alles begeistern. Ich bin verlässlich oder bemühe mich zumindest darum und Kontakte, Freundschaften und Beziehungen sind für mich nicht so einfach austauschbar. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit in der viele Menschen immer nur zu hetzen scheinen ist Beständigkeit für mich persönlich sehr wichtig. Stolz bin ich zu guter Letzt noch darauf, dass ich eigentlich recht gut vergeben kann. Es ist nur menschlich im Alltag mal daneben zu greifen, nicht die richtigen Worte zu finden oder unpassend zu reagieren. Meistens reicht nach meiner Erfahrung ein ehrliches Wort und eine kurze Unterhaltung in der beide Ansichten ihren Platz finden und die Welt ist meistens wieder in Ordnung. Kein Streit der Welt ist es nach meiner Erfahrung wert, dass er lebenslang herumgetragen wird. Mir persönlich ist die Lebenszeit dafür auch viel zu schade.

Nun, was im ersten Moment klingen mag wie ein öffentliches Loblied möchte vielmehr hier und heute eine Einladung sein, einmal bei sich selbst zu schauen was man gut kann und was einem bei anderen Menschen Gutes auffällt. Wie ist es bei ihnen, liebe Leserinnen und Leser? Worauf können sie stolz sein? Was können Sie gut und haben das vielleicht auch schon einmal von den Mitmenschen in ihrem Umfeld gesagt bekommen und es dann doch wieder beiseitegeschoben? Ich bin mir sicher, dass es da etwas gibt, denn Gott hat glücklicherweise jedem Menschen Talente und besondere Eigenschaften geschenkt, damit wir sie hier auf der Erde für ein positives und friedvolles Zusammenleben im Miteinander einsetzen. Natürlich: ein Stück weit ist die Vorstellung vielleicht ein bisschen paradiesisch. Gerade wenn wir täglich die Nachrichten verfolgen oder so manches Geschehen auf der Welt wahrnehmen, dann scheint zumindest zeitweise der Eindruck passend, dass die guten Eigenschaften von uns Menschen gänzlich vergessen sind. Aber gerade deshalb ist es vielleicht wichtig, dass wir uns dafür wieder ein wenig mehr Zeit nehmen. Wenn ihnen heute und in den nächsten Tagen bei einer Begegnung oder einem Gespräch etwas positiv auffällt, dann lade ich sie herzlich ein das bewusst einmal zu erwähnen und dabei auch auf sich selbst zu achten. Es wird beiden Seiten sicher gut tun.


Diakon Michael Biesewinkel