Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 14. September 2019

„Warum reden alle immer über Geld?“ Egal – ich bin sehr dafür, über Geld zu reden. Und wissen Sie, warum? Die Sprache des Geldes ist eine sehr ehrliche Sprache. In ihr drückt sich viel ehrlicher und aufrichtiger aus, was mir „etwas wert“ ist, wofür ich „etwas übrig“ habe als in tausend schönen Worten.

Wer für ein besonders umweltfreundliches Auto mehr Geld ausgibt, zeigt, dass Klimaschutz ihm etwas wert ist. Wer seine alte Dreckschleuder weiter fährt, um Menschen, die ihm etwas bedeuten und die in einer Notlage sind, besser unterstützen zu können, drückt seine Wertschätzung für diese Menschen aus. Wer selbstverständlich seine Steuern und Beiträge zahlt, zeigt so, dass das Gemeinwesen ihm wichtig ist.
Wer gegen jedes Knöllchen gleich klagt, dem ist ein souveräner Umgang mit eigenen Fehlern nichts wert. Wer alles mehr oder weniger umsonst haben möchte, zeigt dadurch, dass ihm im Grunde gar nichts etwas wert ist. „Ich bin ja nur des Geldes wegen aus der Kirche ausgetreten, Herr Pastor!“ – und zeigt mir damit, dass Kirche ihm keinen müden Cent wert ist. Das ist jetzt nur ein Beispiel, das mir besonders vertraut ist, es gibt reichlich andere.
Viele Menschen mussten und müssen ihr Leben lang sparsam sein, um über die Runden zu kommen. Aber wer sparsam ist, weiß wofür er spart. „Wir kaufen nicht billig – dafür sind wir nicht reich genug“. Dieser Satz spiegelt die Erfahrung einer Seniorin aus meinem Pfarrbezirk, dass Knausern letztlich immer teurer kommt.
Die Nullzinspolitik der EZB zeigt: Geld soll keinen Wert an sich haben, sondern Wertschätzung zeigen.

Macht Geld denn glücklich? Die Bibel antwortet nicht einfach mit „Ja“ oder „Nein“. Sie erzählt Geschichten, wie die von dem Bauern, der große Scheunen baut und immer mehr hineinscheffelt: nicht glücklich, sondern gierig, und Gier macht unfrei. Von Josef, der Vorratsspeicher bauen lässt für die bevorstehende Dürreperiode: glücklich, weil er helfen kann. Von dem jungen reichen Erben, dem Jesus vorschlägt, mit seinem Vermögen der Not anderer abzuhelfen: traurig, weil er spürt, dass Jesus recht hat, er aber mit Haut und Haar und Herz und Hirn an seinem Besitz klebt. Von den Pharisäern, die ein paar Münzen in den Opferstock am Tempel werfen: nicht glücklich, sondern ängstlich: was sollen denn die Leuten denken und so. Die Witwe, die ihre einzige Münze in den Opfersock legt: glücklich, denn sie lebt damit ihre Liebe zu Gott und den Nächsten. Von dem Verwalter, der seinen Job verliert und den Schuldnern einen Teilerlass gewährt: glücklich, denn er macht sich Freunde, bei denen er dann auch mal etwas gut hat.


Pfarrer Bernhard Laabs