Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 10. September 2022

Pfarrer Steffen Bäcker

Zu den schönsten Aufgaben, die ich als Pfarrer habe, gehören kirchlichen Trauungen. Schon die Vorbereitung mit den Brautleuten macht mir viel Freude. Meist besuche ich die Paare in ihren Wohnungen, und dort begegnet mir oft eine wunderbare Atmosphäre der Liebe. Bilder der Verliebten an der Wand und auf dem Tisch, manchmal Sprüche, die von Liebe zeugen. Meist haben sich die Paare schon viele Gedanken gemacht, wie sie ihren Traugottesdienst gestaltet haben möchten, so dass er auch Ausdruck ihrer persönlichen Liebe ist. Gewiss, manchmal schießen die Ideen etwas ins Kraut, da muss ich als Pastor dann mit Herz und Verstand ein bisschen korrigieren. Und ein paar Grundregeln muss man wohl bei aller Liebe auch beachten. Ein Traugottesdienst bleibt ja auch immer ein öffentlicher Gottesdienst. Aber was mir gefällt und so viel Freude macht ist die Liebe, die mir begegnet.

Wir leben ja in schwierigen Zeiten. Nach zwei Jahren Corona-Krise haben wir jetzt den schreckliche Krieg in der Ukraine und die Energiekrise. Wir müssen sparen. Kurz duschen und die Heizung runterdrehen. Und was sonst noch kommt, weiß auch keiner.
Dazu leben wir einer Zeit, wo ohnehin alles aufs genaueste geregelt ist. Vorschriften überall, egal ob in der Schule oder in der Medizin, im Verein oder in der Kirche. Die Bürokratie feiert fröhliche Urstände und legt sich manchmal wie Mehltau über das Leben.
Was hilft dagegen? Ich finde, dagegen hilft die Liebe. Davon ist auch im Gottesdienst an diesem Sonntag viel die Rede. Nicht nur, dass es um den barmherzigen Samariter geht. Das ist ein Mann, der mit Herz und Verstand und vor allem mit viel Menschenliebe sich um den kümmert, der seine Hilfe braucht.

Es geht um die Liebe, die Menschen erfüllt und die von Gott kommt, ja, die Liebe, in der sich Gott zeigt. Ihr Lieben, lasst uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht. Denn Gott ist Liebe. (1. Johannes 4, 7 und 8)
Liebe ist die Kraft Gottes, die Menschen zusammenführt. Es ist die Kraft, die Menschen menschenfreundlich macht. Mit der Liebe, die Gott uns in die Herzen gibt, verwandelt Gott die Welt und gibt ihr ein neues, lebensfreundliches Gesicht.
Manchmal ist die Liebe wild, vielleicht auch ein bisschen zu wild. Da muss man dann mal kurz innehalten und nachdenken. Aber ich finde, man darf die Liebe auch nicht bremsen. Sie macht das Leben so schön, so lebenswert. Und mit Liebe, Zuneigung, Einfühlungsvermögen, Herzlichkeit und Menschenfreundlichkeit werden wir auch die Krisen dieser Zeit gemeinsam bestehen.

Vielleicht ist die Liebe auch das einzige, was mehr wird, wenn man es verschwendet. Das spüre ich auch bei meinen Brautpaaren. Also, das Motto für die kommenden Monate könnte sein: Beim Duschen sparen, aber die Liebe verschwenden!


Steffen Bäcker, Pfarrer in Bad Holzhausen und Börninghausen