Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 08. Oktober 2022

Diakonin Liane Stork

Letzten Sonntag haben wir Erntedank gefeiert. Sinnbild für dieses große Dankest ist für mich ein frischer Laib Brot. Es kommt als Symbol nicht nur häufig in unserer Bibel vor, es beinhaltet auch in sich eine gebackene Kurzform unseres Evangeliums. „Ich bin das Brot des Lebens“ – so spricht Jesus im Johannesevangelium und verwendet das Brot, Grundlage unserer Nahrung, als erklärendes Sinnbild seiner Worte, das von jedem verstanden werden kann.

„Ich bin das Brot des Lebens“ Was ist das Besondere an diesem Jesus-Brot? Da wären zum einen das Korn – zu Mehl verarbeitet und Grundlage jeden Brotes. Das Korn selbst ist in unserem christlichen Glauben ein Bild für Tod und Auferstehung. Wir alle kennen das Lied – inspiriert durch Paulus - „Korn das in die Erde, in den Tod versinkt“. Das Korn wird in den Acker gesät, von Erde verdeckt, vergeht, durchbricht als zarter Sämling den Boden, wird zu einem Halm und trägt hundertfach Frucht. Korn, das der Mensch erntet, verarbeitet zu Mehl und als Grundlage für sein Brot verwendet. Ein weiterer Bestandteil von Brot ist Wasser. Die Bibel ist voll mit Geschichten, die vom Wasser des Lebens, vom Quell des Lebens erzählen. Im Wasser der Taufe stirbt der alte Mensch, wird reingewaschen von allen Sünden und als neuer Mensch auferstehen. Wasser als Quelle bzw. Anfang der Beziehung zu Gott. Salz ist ebenfalls eine wichtige Zutat für Brot. Ohne Salz schmeckt jedes Brot fade. Keine Speise kann auf Salz verzichten – und sei es auch nur eine Prise. Selbst in Süßspeisen und Kuchen wird etwas Salz gegeben, um dem Aroma und dem Geschmack der Speise den notwendigen Raum zu geben. „Ihr seid das Salz der Erde“ sagt Jesus in Matthäusevangelium und spricht dort über unsere Aufgabe, unseren Auftrag als Christen und traut uns zu, diese auch erfüllen zu können. Brot gelingt nur mit dem notwendigen Triebmittel, Hefe bzw. Sauerteig. Sie lassen den Teig aufgehen und verbessern die Verdaulichkeit. Und so wie der Sauerteig und die Hefe notwendig für das Brot sind, es aufgehen und wachsen lassen, ist die Liebe lebensnotwendig für den Menschen. Ohne Liebe, kann der Mensch nicht existieren. Erst die Liebe lässt ihn aufblühen und gibt ihm die wichtige Lebensgrundlage, lässt ihn wachsen und gedeihen.

Ein Brot aus diesen Bedeutungszutaten, nämlich der Zutat der Liebe, des Zutrauens, der Lebensquelle und der Überwindung des Todes ist ein besonderes Brot, das nicht von Menschenhand gemacht werden kann. Es ist ein Brot von Gott selbst erschaffen – ein göttliches Brot. Ein Brot, das nicht nur für unser leibliches Wohl, sondern vielmehr für unser Seelen-Wohlergehen Grundlage ist. „Ich bin das Brot des Lebens“ – so spricht Jesus. Er ist das lebendige Brot, durch das wir schon heute Anteil an der Ewigkeit haben. Das wird mir bewusst bei meinem Blick auf den Laib frischen Brotes. Ein guter Grund für ein tägliches Erntedank.


Diakonin Liane Stork