Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 04. März 2023

Dr. Roland Mettenbrink

„Die Bilder in den Medien über die schrecklichen Ereignisse, wie Menschen einander sich Gewalt zufügen und töten, möchte ich nicht mehr sehen. Es belastet mich zu sehr. Besonders der Krieg in der Ukraine.“ So sagte es mir jemand in einem Seelsorgegespräch. Ich kann diese Haltung gut verstehen. Bilder gehen tief in die Seele hinein. Wir sollten sehr behutsam damit sein, welche Bilder wir uns zumuten und auch in dieser Hinsicht achtsam mit uns umgehen.

Das Böse ist Realität. Lange Zeit mag das verdrängt worden sein. Die Fratze des Bösen in ihrer Abgründigkeit zeigt sich in besonderer Weise mitten in Europa im Krieg in der Ukraine. Hunderttausende von Menschen sterben, sind auf der Flucht. Jesus hat uns im Vaterunser zu beten gelehrt: Erlöse uns von dem Bösen. Eine Bitte, die nicht aktueller sein kann! Wie sehr sehnen wir uns nach einer Welt ohne Gewalt und Krieg, danach, dass das Böse ein Ende hat. Konfirmandinnen und Konfirmanden fragen mich, welche Bedeutung der christliche Glaube heute noch haben kann, ob die 2000 Jahre alte biblische Botschaft nicht längst nur noch einen Platz im Museum hat. Ich antworte ihnen: Ja, der christliche Glaube hat Bedeutung, denn es geht in ihm um das Gute und um die Liebe. Wir Christen leiden an der Boshaftigkeit der Welt, an der Ausweglosigkeit, die Dinge in der Welt zum Guten zu wandeln, auch an unserer eigenen Unzulänglichkeit, aber in uns ist eine tiefe Sehnsucht, ein Licht, vielleicht ein kleines, aber ein sehr widerstandsfähiges Licht, gegen das Böse einzutreten, ein Licht, das mit dem Licht Jesu korrespondiert, der alles Böse der Welt in seinem Kreuzestod auf sich genommen und überwunden hat. Es ist ein Paradox, durch eine Tat des Bösen (Kreuzigung) wird das Böse besiegt.

Das Evangelium ist keine einfache und schon gar nicht harmlose Botschaft. In ihm geht es um die Realität des Bösen, das auch in uns ist wie das Licht, aber auch um dessen Überwindung. Begeben wir uns in den Schutzmantel und lassen wir uns, unsere Seelen und Herzen, von Jesus, vom Guten, von der Liebe, vom Frieden bestimmen. Ich möchte Sie ermutigen: Nehmen Sie diese Bilder in sich auf, verbinden sie sich mit dem, der das Böse längst entmachtet hat, mit dem wir beten: Erlöse uns von
dem Bösen.


Dr. Roland Mettenbrink, Pfarrer in der Region Rahden-Pr. Ströhen