Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für Weihnachten 2023

Suoerintendent Dr. Uwe Gryczan

„Stille Nacht, heilige Nacht“ ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder überhaupt. Erstmals erklang dieses Lied am Heiligen Abend 1818 in der Kirche in Oberndorf bei Salzburg.

Den Text verfasste der dortige Priester Joseph Mohr, die Melodie komponierte der Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber. Mittlerweile wurde das Lied in über 300 Sprachen übersetzt und erklingt über den ganzen Globus. Die Meinungen über dieses Lied gehen auseinander: einige finden es wunderschön, andere eher etwas kitschig. Dennoch geht ein gewisser Zauber von diesem Lied aus. Es berührt in seiner Schlichtheit und seinem zarten Klang und dringt so durch die Härte des Alltags.

In der Zeit der Entstehung des Liedes vor gut 200 Jahren befand sich Europa in einer schweren Krise: viele Menschen litten unter den Nachwehen der napoleonischen Kriege. Da gab es Hunger und Not, die Sorge um das Überleben. In dieser Situation wollten Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber mit ihrem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ den Menschen Trost spenden und Hoffnung geben: „Christ, der Retter ist da!“ Gott lässt euch Menschen nicht im Stich. In dem kleinen Kind in der Krippe zu Bethlehem kommt er euch ganz nahe. Das ist das Besondere der stillen, heiligen Nacht. Jesus Christus ist euer Friedenskönig.
In der stillen Nacht, in der heiligen Nacht kommt alles zum Stehen, weil Gott Mensch wird. So geschah es auch am Heiligen Abend 1914 an der belgisch-französischen Grenze – während des Ersten Weltkriegs. Deutsche und britische Soldaten standen einander gegenüber. Manche hatten kleine Weihnachtsbäumchen dabei und Gebäck aus der Heimat. Für eine Weile schwiegen die Waffen. Es wurde nicht geschossen. Da hörten die Engländer, wie auf der deutschen Seite „Stille Nacht“ gesungen wurde. Sie stimmten mit ein. Inmitten des brutalen Krieges begann eine - wenn auch nur kurze - Friedenszeit. Feinde tauschten Kekse, spielten sogar Fußball, bis sie einige Tage später wieder aufeinander schossen. Diese Ereignisse zeigen: Man kann aus dem Hass aussteigen. Friede – auch wenn er nicht dauerhaft ist - ist möglich in einer von Hass zerfressenen Welt.
Und heute? Die Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und anderswo sind schwer auszuhalten. Aber auch persönlich gibt es bange Sorgen: Wie geht es weiter mit mir, mit meinen Liebsten? Wirkt angesichts dieser Fragen der holde Knabe im lockigen Haar nicht kitschig und weltfremd?

Der Text allein macht es nicht. Wenn ich mich aber berühren lasse von diesem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, dann spüre ich ein wenig vom Frieden Gottes, vom Frieden, den man nicht bei Amazon oder anderswo kaufen kann. Ich lasse mich hineinnehmen in die frohe Botschaft von Weihnachten: Christ, der Retter ist da.

Möge diese Botschaft heute auch uns und all denen Hoffnung geben, die unter Unfrieden, Not und Wirren leiden. So wünsche ich Ihnen eine friedvolle und gesegnete Weihnacht.


Superintentendent Dr. Uwe Gryczan