Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für Weihnachten 2021

Superintendent Dr. Uwe Gryczan

Viel Geduld und Ausdauer wird uns abverlangt. Es ist nun schon das zweite Weihnachtsfest, das von der Corona-Pandemie bestimmt wird. Vor einem Jahr gab es zu den Feiertagen strenge Kontaktbeschränkungen und sogar den Verzicht auf die Feier von Präsenzgottesdiensten. Im Laufe des Sommers entspannte sich die Situation zunächst ein wenig. Wir hatten die Hoffnung, dass wir durch flächendeckende Impfungen die Gefahr durch das Virus weiter eindämmen und somit bald zum gewohnten Alltag zurückkehren könnten. Doch diese Wendung ist leider nicht eingetroffen. Ganz im Gegenteil: Wir befinden uns in der vierten Infektionswelle. Und es zeichnet sich ab, dass eine fünfte Welle unausweichlich bevorsteht – ausgelöst durch die neue hochansteckende Omikron-Variante des Virus. Die Politik hat für die Zeit nach Weihnachten wieder strengere Regeln angekündigt. Und über die Feiertage sind wir in Eigenverantwortung zur Vorsicht aufgerufen. Dennoch ist dank der Impfungen in diesem Jahr mehr möglich als vor einem Jahr. So können wir zu Weihnachten Gottesdienste in unseren Kirchen oder auch OpenAir feiern - natürlich unter Berücksichtigung strenger Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen. Das tut gut, weil viele Menschen erschöpft sind angesichts der sich noch weiter hinziehenden Corona-Pandemie. Zwar haben wir inzwischen gelernt, mit den besonderen Herausforderungen umzugehen. Aber wir brauchen immer wieder Zuspruch und Stärkung. Beides können wir zu Weihnachten erfahren. In dem berühmten Lied „O du fröhliche“ heißt es: „Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit.“ Jesus Christus, der Sohn Gottes, kommt in diese Welt, ja in unsere Welt, die von der Pandemie schwer gezeichnet ist. Aus den biblischen Erzählungen wissen wir, dass auch vor 2000 Jahren keine heile Welt herrschte. Die Geburt des Sohnes Gottes war keine liebliche Angelegenheit, wie manche meinen, sondern ereignete sich unter widrigen Umständen. Josef und die hochschwangere Maria mussten auf Anweisung der Obrigkeit zu einer beschwerlichen Reise aufbrechen. Als unterwegs die Wehen einsetzten, fanden sie keine Unterkunft, sondern wurden überall abgewiesen. So wurde der Gottessohn in einem zugigen Bretterverschlag, einem Viehstall geboren. Und ein Futtertrog diente ihm als Bett. Das hatte mit Romantik nicht viel zu tun. Unter solch schwierigen Verhältnissen kommt Gott in unsere Welt – ganz bewusst: Er macht sich ganz klein und steigt herab in die Tiefen menschlicher Existenz, um uns in unserer Not und Hilflosigkeit nahe zu sein. Und deshalb passt es zum Weihnachtsfest, dass auch wir in unserer aktuell bedrängenden Situation die Botschaft von der Menschenwerdung und Liebe Gottes hören dürfen: Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!


Superintendent Dr. Uwe Gryczan