Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für Weihnachten 2019

Weihnachten gilt gemeinhin als das Fest des Friedens. Viele Menschen versuchen an diesen Tagen, netter und freundlicher miteinander umzugehen als sonst im Jahr. Sie geben sich Mühe, wenigstens für kurze Zeit ein wenig Harmonie und weihnachtlichen Frieden einkehren zu lassen. Das gilt für den privaten wie für den öffentlichen Bereich.
Inwieweit das wirklich gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Denn immer wieder hören wir, dass auch zu Weihnachten gestritten und geschimpft wird. Und wenn wir über unsere Grenzen hinausschauen, müssen wir feststellen: In zahlreichen Gebieten dieser Erde herrschen Krieg und Terror. Selbst zu Weihnachten schweigen nicht die Waffen: Menschen gehen aufeinander los, bekämpfen sich als Feinde, verletzen und töten einander.
Wir hier in Deutschland leben weit weg von den Krisengebieten der Welt. Aber auch bei uns, in unserer Gesellschaft, gibt es viele Bespiele von Friedlosigkeit: Hetze und Stimmungsmache gegen andere, Gewalt und Brutalität, Rücksichtslosigkeit und Misshandlungen. Das bewegt uns. Wir haben den Wunsch, dass es endlich friedlicher und menschlicher werde, hier bei uns und auf der ganzen Erde. Aber wie ist das zu schaffen in einer Welt, die geprägt ist von Spannungen, in der oftmals das Recht des Stärkeren gilt, in der Gewalt häufig mit Gegengewalt beantwortet wird? Wie können wir diesem Teufelskreislauf entrinnen?
Die Botschaft der Bibel sagt uns: Wir Menschen schaffen das nicht allein. Gott selber muss eingreifen. Er wird seine Herrschaft ausüben - aber nicht so, wie wir Menschen es uns vorstellen. Wir bringen Herrschaft mit Macht und Stärke, mit Gewalt und Überlegenheit in Verbindung. Aber Gott macht es ganz anders: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er´s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit." So hat bereits der Prophet Jesaja den kommenden Friedensfürsten angekündigt (Kapitel 9, Verse 5-6).
Für uns Christen ist Jesus Christus dieser Friedefürst: er, der unter armseligen Verhältnissen in einem Viehstall geboren wurde. Als hilfloses Kind kam er in einer Futterkrippe auf die Welt, nicht in Prunk und Kraft, wie man es von einem Messias und König erwartete. Damit wollte Gott uns zeigen: Mit Macht und Gewalt kann man keinen Frieden schaffen. Meistens bewirkt man damit nur das Gegenteil. Wirklicher Friede hat einen anderen Ursprung: nämlich Sanftmut und Demut, Recht und Gerechtigkeit. Das ist die Friedensbotschaft von Weihnachten.


Superintendent Dr. Uwe Gryczan