Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 31. Oktober 2020

Pfarrerin Sigrid Kuhlmann

Reformation

Am 31. Oktober ist ..... Ja, was eigentlich?
Schaut man sich in diesen Tagen gegen Ende Oktober in den Geschäften einmal um, entdeckt man einige merkwürdige Gestalten: Fratzen aus Kürbisköpfen, Geisterfiguren, Hexen usw. Ein „neues“ Fest hat unseren Kalender erobert: Halloween.
Aus USA ist es zu uns gekommen. Es geht darum, Geister zu vertreiben am Vorabend des Allerheiligenfestes. Da dieses „Fest“ so viele Symbole hat, hat es den Siegeszug auch in unsere Gesellschaft angetreten.
Aber am 31. Oktober ist noch ein Fest, das allerdings immer mehr in den Hintergrund gerückt ist – sieht man einmal vom Jubiläumsjahr 2017 ab.
Das Fest der Reformation. Die evangelische Kirche denkt an diesem Tag an ihre Geburtsstunde: die 95 Thesen Martin Luthers, angeheftet an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg.
Luther ging es um Erneuerung der Kirche, um Selbstkritik, nicht um Trennung oder Zerwürfnis mit der allgemeinen - so heißt katholisch wörtlich übersetzt - Kirche. Dass es trotzdem dazu gekommen ist, ist eine bis heute schmerzlich empfundene Wunde, die auch immer wieder aufbricht, gerade wenn die Ökumene einen Rückschlag einstecken muss.
Reformation, Selbstkritik. Erneuerung - sie hat auch etwas mit Geistervertreibung zu tun: nämlich die Geister des Unfriedens, der Trennung, der Überheblichkeit und der Stagnation. Es geht um die Verpflichtung zur Überprüfung des eigenen Standpunktes. Sind wir gewillt in den Spiegel zu schauen? Sind wir bereit, das Evangelium in die Hand zu nehmen und es zum Maßstab für unser Handeln und Reden zu machen? Sind wir bereit, Protestanten zu werden, also Menschen, die einerseits widersprechen wo Widerspruch gefordert ist im Namen des Evangeliums; und andererseits Gott bezeugen - pro-testieren, also für etwas Zeugnis ablegen - wo es nötig ist?
Sind wir bereit, uns zu reformieren, neu und anders in eine Form zu bringen, gerade angesichts der Herausforderungen, vor die uns in diesen Tagen die Corona-Pandemie stellt?
In diesem Sinne das Christsein zu leben, bedeutet Verantwortung zu übernehmen für sich selbst und andere, bedeutet auch, Fehler und Rückschläge zu erleben, und bedeutet: ich bin trotzdem getragen von dem Gott, der in dem Lied, das für alle Evangelischen zum Reformationsfest gehört, so beschrieben wird: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen.“ Möge dieser Gott Ihnen allen dieser feste und zuverlässige Halt sein.

Das wünscht Ihnen


Ihre
Sigrid Kuhlmann