Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 30. März 2019

„Die einen schrien dies, die andern das, und die Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wussten nicht, warum sie zusammengekommen waren.“ (Apostelgeschichte 19,32) Diese Beobachtung stammt von einer aufrührerischen Versammlung in Jerusalem zur Zeit der ersten Christengemeinde. Es sind natürlich „die anderen“, die für diese Unruhe verantwortlich sind, also die Gegner der christlichen Gemeinde. Aber mich erinnert dieser Satz doch sehr an manches Gerede, was man heute so gerüchteweise hören kann – durchaus auch in Kirchengemeinden. Und wer es erzählt, weiß es immer „ganz genau“. Das kann sein, wenn in näherer Zukunft Veränderungen anstehen; das kann sein, wenn es in der Gemeinde unschöne Gerüchte über jemanden gibt; das gibt es aber auch, wenn es einen kleinen Anlass zu durchaus berechtigter Kritik gegeben hat, und die Gerüchteerzähler machen aus dem kleinen Anlass ein großes Drama. In der Apostelgeschichte sind die Unruhestifter Handwerker, die von der Herstellung von Götzenbildern leben. Sie fürchten um ihre Zukunft – weil ein gewisser Paulus, seines Zeichens Missionar Jesu Christi, doch glatt verkündet, Götzenbilder hätten keine Macht – und beten soll man doch bitte schön nur zu Gott und nicht zu den Götzen. Soweit der relativ überschaubare Anlass für den Aufruhr in Jerusalem. Ob sich wohl dieser Aufruhr in Luft aufgelöst hätte, wenn jemand den Menschen erklärt hätte, worum es eigentlich geht?
Heute gibt es an so vielen Stellen unklare, ungesicherte, undeutliche „Informationen“ – prüfen wir eigentlich immer den Wahrheitsgehalt? Ich denke an Sokrates, der einmal dem Boten einer so „brandaktuellen Neuigkeit“ empfohlen hat, die Nachricht erst durch die drei Siebe zu schütteln: Das Sieb der Wahrheit – ist gesichert, dass die Nachricht der Wahrheit entspricht? Das Sieb der Güte – ist das, was da erzählt wird, gut, oder dient es zum Guten? Und drittens, wenn schon nicht sicher wahr und nicht wirklich gut, ist es dann wirklich notwendig, die Sache weiter zu erzählen?
Wenn all dies nicht der Fall ist, so empfiehlt der weise Sokrates seinem Gesprächspartner, dann braucht er diese Geschichte nicht zu erzählen. Ob wir das auch mal beherzigen: Jede Nachricht erst mal durch diese drei Siebe zu schütteln, bevor wir sie weitererzählen? Und vielleicht noch einen vierten Maßstab hinzufügen: Braucht da jemand meine Hilfe? Ich glaube, unser Herr Jesus Christus würde zu helfen versuchen. Und der ist sicher ein gutes Vorbild für uns.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen


Gerda Gödde, Pfarrerin im Vertretungsdienst