Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 28. September 2019

Am 29.September ist Michaelis, der Tag des Erzengels Michael.
Unter den vier Erzengeln, Michael, Gabriel, Raphael und Uriel, nimmt Michael eine ganz besondere Stellung ein. Viele Aufgaben und Verdienste werden ihm zugeschrieben: Er ist Bezwinger des Teufels, Anführer der himmlischen Heerscharen und Schutzpatron Israels. Als Erzengel ist er Mittler zwischen Gott und Mensch.
Im Volksglauben spielt er eine wichtige Rolle, denn er führt über die guten und schlechten Taten der Menschen Buch und er begleitet die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits. Michael erscheint bei Eroberungen und Schlachten und führt sie siegreich aus, z.B. bei der Schlacht auf dem Lechfeld 955. Durch diesen Sieg wird er Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und später Deutschlands.
Um Engel wie Michael ranken sich viele Erzählungen, Mythen und Visionen. Dennoch sind Engel keine „Fledermäuse“. Sie sind personifizierte Schutzkräfte des Menschen, die Gottes Heil verkörpern. Durch Engel wird Gottes Handeln in der Welt anschaulich und erzählbar.
Engel werden oft als weibliche Wesen dargestellt, blond und atemberaubend schön. Oder als kleine Putten in barocken Schlössern. Berühmt ist das Bild der Sixtinischen Madonna von Raffael in Dresden, auf dessen Unterseite die beiden kleinen Engelskinder verträumt sitzen und der Dinge harren, die da kommen.
Mit den Engeln, von denen die Bibel erzählt, hat dies nicht viel zu tun. Da werden sie oft als bärtige Männer dargestellt, ohne Flügel und nicht immer freundlich. Aber sie haben die Verbindung zu Gott hergestellt.
Ob es Engel wirklich gibt, können wir nicht beweisen. Aber Menschen berichten von ihren Erfahrungen mit Engeln. Sie berichten – etwa nach einem Autounfall – dass sie von einem Engel bewahrt wurden. Oder dass gerade in einem Moment der Ausweglosigkeit durch einen lieben Mitmenschen ein Hoffnungsschimmer erblickt wird. Das sind Engelerfahrungen und sie spenden Trost.
Wer keinen Sinn dafür hat, kann alles auch anders erklären. Wir können es aber auch nicht widerlegen, wenn Menschen von einer Begegnung mit Engeln berichten. Wir betreten hier einen Bereich unseres naturwissenschaftlich geprägten Weltbildes, der nicht mehr so einfach zu erklären ist.
Und wir erleben es doch auch, dass es Kräfte und Mächte gibt, die wir als Wunder erleben, als Fügung, als Führung. Es gibt so vieles zwischen Himmel und Erde, was wir nicht erklären können. Genau dies hat die Tradition „Engel“ genannt, „Boten Gottes“.
Mich spricht das Lied von Dietrich Bonhoeffer sehr an: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag“.
Ich denke, wer Engelerfahrungen zulässt, der wird feststellen, dass auch wir von guten Mächten geborgen sind. Und dass diese letztlich von Gott kommen.


Pfarrer Jens Weber