Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 27. Februar 2021

Pfarrerin Hilke Vollert

Worauf bauen wir?

In jedem Jahr feiern Frauen und Männer auf der ganzen Welt am 1. Freitag im März einen ökumenischen Gottesdienst. Vorbereitet wird dieser Gottesdienst immer von Frauen aus einem bestimmten Land. Für mich ist es immer sehr interessant, etwas über dieses Land zu erfahren; wie die Menschen dort leben und was für Probleme es gibt.
In diesem Jahr kommt der Gottesdienst aus Vanuatu. Vanuatu, diesen Namen hatte ich vorher noch nie gehört und ich hätte auch nicht gewusst, wo ich dieses Land suchen sollte. Es ist auch gar kein „normales“ Land, sondern ein Inselstaat, bestehend aus 83 Inseln, von denen 67 Inseln bewohnt sind. Die Fläche dieses Inselstaates ist relativ groß, aber es leben nur 267000 Menschen auf den Inseln.
Wenn man Bilder sieht, dann ist es ein traumhaftes Südsee-Paradies, blaues Wasser, Sandstrände, Palmen, ein gemäßigtes tropisches Klima und exotische Pflanzen und Tiere.
Allerdings ist das Paradies gefährdet, der Klimawandel bedroht die Idylle. Immer heftiger werdende Stürme und der steigende Meeresspiegel bedrohen die Lebensgrundlage der Menschen dort.
Im März 2015 traf ein Wirbelsturm die Inseln, Pam. Der Sturm war kurz und sehr heftig.
90 % der Gebäude in der größten Stadt Port Vila waren anschließend zerstört, viele Menschen starben, die Überlebenden waren innerhalb kürzester Zeit obdachlos. Viele Inseln waren komplett von der Versorgung abgeschnitten und die Hilfe erreichte die Menschen sehr spät.
Da kommt es einem schon fast merkwürdig vor, dass die Frauen aus Vanuatu sich einen Bibeltext für den Gottesdienst ausgesucht haben, der vom Hausbau auf einem soliden Fundament handelt. Die Frage, die sie stellen ist: Worauf bauen wir?
In dem Bibeltext geht es um einen Vergleich. Ein dummer Mensch und ein kluger Mensch bauen jeweils ein Haus. Der dumme Mensch baute sein Haus auf Sand, es kam ein Sturm, Wasser und Wind bedrohten das Haus und es hielt nicht stand, sondern stürzte ein.
Dagegen setzt Jesus den klugen Menschen: „Wer diese Worte von mir hört und sie befolgt, ist wie ein kluger Mensch: Er baute sein Haus auf felsigem Boden. Dann kam ein Wolkenbruch. Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und rüttelten an dem Haus. Doch es stürzte nicht ein, denn es war auf felsigem Untergrund gebaut.“ (Matthäus 7, 24)
Die katastrophale Erfahrung aus dem Gleichnis, dass das Haus im Sturm nicht standhält, haben wohl die meisten Menschen aus Vanuatu schon gemacht.
Die Frage nach der Katastrophe lautet dann: Was gibt uns Halt, gerade wenn alles zusammenbricht? Wo haben wir ein solides Fundament für unser Leben, das auch in der Krise standhält?
Eine Antwort für die Frauen aus Vanuatu ist die Hilfe und Unterstützung, die sie sich gegenseitig geben konnten. Und eine andere Antwort ist der christliche Glaube, der ihnen die Kraft gegeben hat, alles wieder neu aufzubauen.
Worauf bauen wir? Das ist eine gute Frage auch für uns, die ja normalerweise von großen Katastrophen verschont werden. In der Zeit der Corona-Krise ist aber doch zu spüren, dass alles gar nicht so fest und sicher ist, wie es scheint.
Was gibt Halt und Sicherheit in Zeiten der Verunsicherung? Vielleicht finden Sie sich in den Antworten der Frauen aus Vanuatu wieder, dass gegenseitige Unterstützung und auch das Vertrauen auf Gott hilft, durchzuhalten und durch die Krise zu kommen.

Ich hoffe jedenfalls, dass wir weiterhin noch ein bisschen durchhalten können und die gegenseitige Solidarität dabei nicht vergessen.


Hilke Vollert, Pfarrerin in Börninghausen und Bad Holzhausen