Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 27. April 2019

Kerstin Böger-Fischer

Anbieterwechsel

Wann haben Sie das letzte Mal ihren Anbieter gewechselt? Sei es für Strom, Gas, Handy oder ihre Religion.
Religion? Ja, sie haben richtig gelesen: für ihre Religion. Haben Sie da schon mal eine Kosten-Nutzen Abwägung gemacht? Darüber nachgedacht, was eigentlich die Vor- und Nachteile dieser oder jener Religion sind?
Die meisten Leute verbringen mehr Zeit mit der Auswahl ihrer Waschmaschine als mit der Auswahl ihrer Religion. Haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, ob ihre Religion (noch) zu ihnen passt? Viele bleiben doch dabei, weil das schon immer so war. Man ist evangelische/r oder katholische/r Christ/in oder, wenn man ausgetreten ist, Christ. Da hat man sich wenigstens mit seiner Kirche auseinander gesetzt. Oder sollte man zumindest und nicht in einem Anflug von spontanem Ärger ausgetreten sein.
Aber haben sie sich mit ihrer Religion auseinander gesetzt? Vergleiche angestrebt, welche Religion die besten Konditionen hat? Wie akribisch sind Sie, wenn es um die Wahl eines neuen Smartphones oder eines neuen Handy-Tarifes geht?
In der Serie der „Tatortreiniger“ gibt es eine Agentur für Religionen. Sie legen ein Kundenprofil an und suchen eine Religion nach den Bedürfnissen des Kunden oder der Kundin: Welches Gottesbild wird bevorzugt? Welche Riten und Bräuche sprechen an? Wie wichtig ist eine Kundenbindung? Was sagt die Religion zum Leben nach dem Tod? Wie ist es mit der Frage nach dem Leid?
Die Agentur bietet spirituelle Events und Schnupperkurse an, um diese oder jene Religion besser kennen zu lernen. Hoch im Kurs stehen immer noch die großen Weltreligionen wie Christentum, Judentum, Buddhismus, Islam, Judentum, aber auch die Natur-Religionen holen auf. Angeboten wird alles, was legal ist. Okay bei Zeugen Jehovas und Scientology macht unter Umständen die starke Kundenbindung Probleme oder bei den Katholiken die Unkündbarkeitsklausel. Aber bisher wurde noch für jede/n etwas gefunden und notfalls wird eine Religion erfunden.
Es gibt allein in Deutschland 40 unterschiedliche Anbieter im Bereich Christentum. 6000 Kulte und Religionen weltweit. Und werden nicht auch scheinbar neutrale Dinge mit religiösen Elementen belegt wie Fußball zum Beispiel?!
Wer soll da denn noch durchblicken? Warum überhaupt Religion? Es gibt keine Gewissheit, dass da was ist – aber auch keine Gewissheit, dass da nichts ist.
Ich finde es sehr amüsant Religion unter diesen Gesichtspunkten zu beleuchten und merke doch, wie viel Ernsthaftigkeit hinter dieser Sichtweise steht. Mir tut es gut, meinen Glauben von Zeit zu Zeit zu überprüfen und mich zu fragen: Warum bin ich eigentlich Christin? Zu Beobachten, dass er nichts Statisches ist, sondern sich mit meinen Erfahrungen verändert und manchmal auch (ver-)zweifeln lässt. Wie bringe ich es jetzt auf den Punkt, was das Christentum ausmacht? Theologisch antworte ich – gerade im Rückblick auf Karfreitag und Ostern: In keiner Religion ist Gott (durch Jesus) Mensch geworden, für die Sünden der Menschen gestorben und vom Tod auferstanden. Darüber hinaus gilt für mich auch: dass er ein persönlicher Gott ist, für den ich keinen Vermittler brauche, sondern ein Gott, der mit geht.
Was ist für Sie die richtige Religion? Ich möchte Sie einladen, sich neu Gedanken über ihren oder einen Anbieter zu machen.


Kerstin Böger-Fischer
Jugendreferentin im Kirchenkreis Lübbecke