Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 26. April 2020

Pfarrerin Sigrid Mettenbrink

Ein Mensch geht über Land. Die Sonne scheint. Da entdeckt er seinen Schatten. Er bekommt Angst. Er beginnt zu laufen. Der Schatten bleibt. Er wendet die Richtung seiner Schritte. Sein Schatten folgt ihm. Mal vor ihm. Mal neben ihm. Mal hinter ihm. Der Mensch läuft schneller. Sein Schatten auch. Er rennt. Bis er erschöpft zusammenbricht.

Was hätte er tun können? Er hätte sich nur unter einen Baum in den Schatten setzten und sich ausruhen müssen. Aber auf die Idee kam er nicht in seiner Angst.  Corona ist unser Schatten geworden. Wir werden ihn nicht mehr los. Er verfolgt uns. In den Medien. Vom Morgen bis zum Abend. In Gesprächen. In unseren eigenen Gedanken.  Wir machen uns Sorgen um die Gesundheit. Wir bangen um die Zukunft. Wir spekulieren, wie es weitergehen kann in unserer Gesellschaft. Wir begreifen die globalen Auswirkungen. Corona folgt uns. Wir können die Situation nicht ignorieren. Auch wenn es einige immer noch ausblenden.

Es ist schwer, Kontakte einzustellen. Aber unsere einzige Chance.

An einem Morgen wird es dann in großen Lettern in der Zeitung stehen. Die Welt hat einen Impfstoff. Ich sehe es schon vor mir. Dann werden wir aufatmen und Gott dafür danken. Für wunderbare Menschen, die uns durch diese Zeit getragen haben. Die unser Gesundheitssystem am Laufen gehalten haben, Ärzte und Schwestern. Heldinnen hinter den Kassen im Supermarkt und all diejenigen, die in den Pflegeheimen für unsere Großeltern und Großmütter da waren, die kreativ waren in den Kindergärten und Schulen. Wir werden dankbar sein, dass unsere Angst nicht größer war als die Hoffnung. Und dass unsere Demokratie gehalten hat und die Freiheit und Unversehrtheit des Einzelnen unser größtes Gut geblieben ist. Wir werden diese Zeit überstehen, wenn wir zusammenhalten. Forschergeist wird den Impfstoff entdecken. Männer und Frauen stehen irgendwo heute schon in einem Labor auf dieser Welt. Nicht allein. Sie kämpfen zusammen mit anderen. Sie haben Namen, eine Familie vielleicht, aber aus welcher Nation dieser Erde diese Menschen stammen, sie werden einmal den Nobelpreis bekommen. Diese Namen werden in den Geschichtsbüchern der ganzen Welt zu finden sein.

Und auch wenn es noch Zukunftmusik ist. Auf dieses Wunder können wir uns konzentrieren und dafür beten. Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: / Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe, heißt es im Psalm 91. Denn eines ist heute schon sicher. Diese Forscher werden keine Menschen sein, die vor ihren Ängsten davongelaufen sind. Sie hoffen auf die zündende Ideen im richtigen Moment. Und sie wird da sein. Menschen, die ihre Konzentration, ihren Geist, ihre Phantasie und ihre Liebe zu ihrem Beruf gelebt haben. Die ihre Kräfte eingeteilt und in der Stille und Ruhe Kraft gesammelt haben für den nächsten Schritt. Da bin ich mir sicher.

Ihnen können wir es gleich tun. Wir können auf viele gute Ideen kommen, wie es gesellschaftlich gut weitergeht. Beispiele aus dem Homeoffice könnten Entlastung schaffen für Arbeitnehmer, Schule könnte über in neues Miteinander-Lernen nachdenken, das Gesundheitssystem müsste besser aufgestellt sein. Und unser Glaube könnte wieder ein Teil unseres Lebens werden, den wir gerne und in großer Gemeinschaft so oft es geht miteinander feiern.


Pfarrerin Sigrid Mettenbrink (Kirchengemeinden Oppenwehe und Stemwede)