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„Morgen, wie geht es“ „Muss ja“ „Und sonst?“ “Kann nicht klagen“ „Du weißt ja: schlechten Menschen geht es immer gut“. So oder so ähnlich sieht eine typisch ostwestfälische Begrüßung aus. Es wird nicht geklagt, im schlimmsten Fall die Zähne zusammengebissen und schon gar nicht über die eigene Befindlichkeit gesprochen. Wir sind zum Durchhalten erzogen worden. Gestolpert bin ich über diese Aussage, als sie in einem Podcast fiel, den ich gerade beim Autofahren hörte. Aufgeben ist keine Option; nur die Harten kommen in den Garten; wer nicht kann, der will nicht sind Sprüche, die mir beim weiteren zuhören einfielen. Die Podcasterin stellte dieses ungeschriebene Gesetz infrage. Müssen wir immer durchhalten? Ist es nicht auch mal gut, nicht immer um jeden Preis durchzuhalten? Um Hilfe zu bitten? Ehrlich zu sagen: ich kann nicht mehr? In der Arbeitswelt ist das Aufgeben verpönt. Wer zugibt es nicht zu schaffen, Hilfe zu brauchen, hat Angst seinen Job zu verlieren oder von jemand anderem überholt zu werden. Die nächste Generation, die auf den Arbeitsmarkt folgt, stellt genau dies infrage. Die sog. Gen Z (Generation Zoomer). Sie ziehen aktuell Unmut auf sich, weil sie es nicht so erstrebenswert finden den Job über alles zu stellen. Sie legen Wert auf eine gute Work-Life-Balance. Sie wissen um ihren Wert durch den Fachkräfte-Mangel. Wenn es ihnen nicht gut geht, haben sie kein Problem sich Hilfe zu suchen – bevor der Burnout droht.
Sie bringen die Parole des Durchhaltens ins Wanken. Wie jede Generation vor ihnen haben auch sie nicht die alleinige Wahrheit gefunden, aber doch ein Stückchen von ihr. Nicht immer nur stark sein, der Beste, die Erfolgreichste zu sein, sondern auch mal schwach zu sein, um sich helfen lassen zu können. Eine Erfahrung, die eine starke Persönlichkeit in der Bibel macht. Die voran geht und die andere um Rat fragen: Paulus. Einem Streiter für das Evangelium wird von Gott gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Paulus lernt, dass er nicht alles allein machen muss, dass er nicht immer der starke Mann sein muss. Er darf sich auch mal zurücknehmen und erfahren, dass in dem sich zurück nehmen eine viel größere Stärke liegt. Auch mal zugeben, dass es doch was zu klagen gibt, es nicht immer „muss“, nicht die Zähne zusammengebissen werden müssen und Hilfe gebraucht wird. Das heißt nicht, dass Paulus die Hände in den Schoß legt und andere die Arbeit machen lässt. Er lernt mit seinen Kräften zu haushalten und dass es auf eine gute Work-Life-Balance ankommt. Es hat funktioniert, sonst wüssten wir 2000 Jahre später nichts von seinem Tun. Paulus wendete sich in seiner Schwachheit an Gott. An wen wenden Sie sich?