Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 24. April 2021

Pfarrerin Sigrid Mettenbrink

An einem Morgen ist er da. Ein kleiner grüner Froschzaun am rechten Straßenrand. Über Nacht aufgestellt wie von Zauberhand. Und sofort habe ich gute Laune. Das ist mein persönliches Zeichen, dass der Winter vorbei ist und Frühling wird. Ein Symbol, dass das Leben neu auf Wanderschaft geht. Die Froschweibchen werden die Männchen zum Wasser tragen. Die Laichwanderung beginnt. Die kleinen Hüpfer folgen ihrem unaufhaltsamen Instinkt zum Wasser. Aber die Straße zum Wasser kann zur Todesfalle werden.

Der Froschzaun bremst die springende Schar. Die Eimer im Boden sind keine Fallen. Sie sind der rettende Hort. Ein Schlupfloch zum Leben. Schon bald kommen die Naturschützer, tragen die nächtlich versammelte Froschschar am Boden des Eimers in die ersehnte Freiheit. Jetzt dürfen sie hopsen und springen in das kühle Nass. Das Leben geht weiter. Die Retter erleben die Freude der kleinen Tiere. Sie erleben, dass ihr Einsatz
sich lohnt und Sinn macht.

Mitten in einer Welt, die immer achtloser wird gegenüber dem Kleinen und Verletzlichen, ist der kleine Froschzaun ein großes Symbol. Jesus sagt: Wer in kleinen Dingen treu ist, der wird es auch in großen sein. Das ist eine wichtige Gleichung für unser Leben. Im Leben gibt es diese grundsätzliche Entscheidungen. Wenn ich das Leben liebe, sollte das alle Bereiche des Lebens durchziehen. Es ist ein Widerspruch, das Leben nur in einigen Bereichen als heilig, wertvoll und unabdingbar schützenswert zu betrachten und in anderen nicht. Das Leben an sich lässt sich nur ganz in allen Dimensionen lieben. Alles Lebendige ist miteinander verbunden. . Dabei geht es nicht nur um das äußere Leben von Menschen, Flora und Fauna. Es geht auch um die Rettung der inneren Lebendigkeit. Es geht um die rettenden Gedanken, die gut und aufbauend sind. Es geht um heilende Gefühle, die mich und andere beleben. Es geht um Glauben als eine Quelle der Hoffnung.

Gott ist Leben. Er steht für das Leben.

Daran erinnert mich der kleine grüne Zaun am Straßenrand. Klein und unscheinbar steht er für die große Wahrheit. Gott wird unser Leben hinübertragen. Gott hat die Entscheidung zum Leben grundsätzlich getroffen, das hier beginnt und bei Ihm niemals aufhört. Die Frösche wissen nicht das Wie und das Warum. Aber uns hat Gott das Geheimnis der Ewigkeit offenbart und ins Herz gelegt. Gottes Morgen hört nicht auf. Und sein Morgen beginnt gewiss, wenn unser Tag hier einmal endet.


Pfarrerin Sigrid Mettenbrink