Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 22. August 2020

Pfarrerin Sabine Heinrich

Liebe Leserinnen und Leser,

ich hoffe, Sie können den Sommer in diesem besonderen Jahr genießen, vielleicht im Urlaub, wenn auch anders als geplant oder zu Hause. Es ist gut, dass sich das Wetter gerade ein wenig abgekühlt hat, denn die Wärme kann anstrengend sein, aber Licht und Wärme lassen viele Menschen aufleben und bringen uns dazu, sich an der Natur zu freuen. Ich freue mich immer sehr, wenn ich mit meinem Fahrrad an Sonnenblumenfeldern vorbei fahre. Schon von weitem fällt das leuchtende Gelb der Blüte ins Auge, die hohen Stängel mit den grünen Blättern, diese Farben gehören für mich zum Sommer dazu.

Wenn man sich mal einen Sonnenblumenkern ansieht, ist es immer auch ein kleines Wunder, dass daraus eine so große und erhabene Pflanze wird. Sonnenblumen sind für mich ein Bild für uns Menschen. Sie strecken sich der Sonne entgegen, die sie zum Leben brauchen. Und auch wenn die Sonne hinter den Wolken verborgen ist, bleibt diese Blume weit geöffnet und der Sonne zugewandt. Sie weiß, wo die Sonne ist, sie bezieht ihre Lebensenergie, ihre Stärke und Leuchtkraft aus ihr.

Vor einigen Jahren hat mir jemand eine Karte geschickt mit dem schönen afrikanischen Sprichwort: Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.  Ich habe viel über diesen Satz nachdenken müssen in einer sehr unübersichtlichen Zeit, und er ist mir vor einigen Wochen wieder eingefallen. Wenn wir uns nach dem Hellen, Positiven und Schönen ausrichten, dann bleibt so mancher Schatten hinter uns. Die dunkle und bedrohliche Seite ist dann natürlich nicht ganz verschwunden, das ist das Hilfreiche an diesem Sprichwort. Aber die Schatten, die hinter einen fallen, müssen uns dann nicht mehr so sehr beschäftigen oder gar Angst machen.
Wenn wir die Sonnenblume vom Glauben her betrachten, können wir auch sagen: Wende dich Gott zu.

Das macht sie uns vor, sie ist da ganz konsequent, indem sie sich der Quelle ihres Lebens ausrichtet. In der Bibel heißt es von Gott: "Gott, der Herr, ist Sonne und Schild, der Herr gibt Gnade und Ehre." (Ps 84,12)  Auch an diesen Spruch muss ich denken, wenn ich eine Sonnenblume entdecke. An der Ausrichtung der Sonnenblume können wir den Stand der Sonne ablesen, ohne in den Himmel zu schauen. Was für eine Kraft, welch eine Hoffnung, selbst in dunklen Zeiten an der Gewissheit festzuhalten:

Das Licht ist da. Es will zu mir vordringen. Diese Blume kann ein Gleichnis für unsere Beziehung zu Gott sein.  Ihm dürfen wir uns hinstrecken: im Gebet, in der Meditation.Einfach nur da sein vor Gott. Nichts tun müssen. Ihn tun lassen. Wissen und erfahren: Er schaut mich freundlich an. Er lässt – wie es der Segen sagt – sein Antlitz über mir leuchten.

Wie das Licht am Himmel nicht verschwindet, sondern höchstens verborgen ist, so ist Gott an unserer Seite, auch wenn wir ihn nicht erkennen können.

Diese Botschaft dürfen wir gemeinsam hören, wenn wir uns zu unseren Gottesdiensten versammeln, in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Lübbecke an diesem Sonntag draußen auf dem Schützenplatz in Lübbecke, in anderen
Gemeinden in Kirchen und Gemeindezentren.

Dazu laden wir als Kirche ein, nicht nur die Katechumenen, die wir in diesen Wochen begrüßen und die Kinder, die wir taufen: Wir laden ein, sich nach Gott auszurichten, wie die Sonnenblume sich an der Sonne orientiert, um so für das Leben eine Richtung zu finden.

"WIE DIE SONNENBLUME
LICHT EINFANGEN,
FARBE ZEIGEN,
DER SONNE EINEN SPIEGEL HINHALTEN
MIT LEUCHTENDEN AUGEN
UND FREUNDLICHEM GESICHT"
(TINA WILLMS)



Sabine Heinrich, Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Lübbecke