Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 21. November 2020

Pfarrer Adalbert Detering

Völlig verwandelt

Morgen feiern wir den sogenannten Totensonntag, an dem wir an unsere lieben Verstor-benen denken. Viele gehen an dem Tag auf den Friedhof und besuchen deren Gräber. Kirchlich heißt dieser Tag Ewigkeitssonntag, weil damit die Hoffnung verbunden ist, dass durch den Glauben an Gott das ewige Leben auf die Toten wartet.

Wie aber soll man sich das vorstellen: das ewige Leben? Unsere durchgängige Erfah-rung ist ja: tot ist tot. Der Körper vergeht: "Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube" - so heißt es bei Bestattungen. Und die Bibel sagt mit aller Deutlichkeit: "Men-schen aus Fleisch und Blut können nicht in Gottes neue Welt gelangen. Ein vergäng-licher Körper kann nicht unsterblich werden." (Paulus im 1. Brief an die Korinther 15,50). So wunderbar unser Körper auch für das Leben auf dieser Erde ist - er ist un-brauchbar für die neue Welt Gottes.

Und dennoch sollen wir als individuelle Menschen mit unserer ganz persönlichen Ge-schichte ein neues ewiges Leben bekommen. Wie kann das geschehen? Paulus liest dies Geheimnis aus der Auferstehung von Jesus ab: "Wir werden alle verwandelt wer-den." Jesus wurde ja nicht einfach wiederbelebt in seinen alten Körper, sondern bekam einen ganz neuen, so dass seine Jünger ihn zuerst gar nicht erkannten. Es ist ein Kör-per, der nicht an die Gesetze von Raum und Zeit gebunden ist; der darum auch frei ist von Krankheit oder Schmerz und der Vergänglichkeit nicht mehr unterliegt. Es ist den-noch ein Körper, der die Kennzeichen unserer Persönlichkeit und Geschichte trägt, so wie Jesus in den Ostergeschichten an den früheren Wunden seiner Kreuzigung er-kennbar war. Die Auferstehung von Jesus ist das Urbild unserer eigenen Auferstehung.

Was damals bei der Auferstehung von Jesus genau geschehen ist und was an uns ge-schehen wird bei unserer Auferstehung, das ist letztlich Gottes Geheimnis. Unser Ver-stehen ist ja gebunden an unsere sehr beschränkten Erfahrungsmöglichkeiten. Wir kön-nen daher auch nur Vergleiche aus unserer Erfahrungswelt heranziehen. Paulus nimmt als Beispiel das Saatkorn, das in die Erde gesät wird, abstirbt und aus dem dann ein neuer Trieb herauswächst. Ein anderer Vergleich ist die Verwandlung einer Raupe, die sich in ein Kokon einspinnt – da heraus kommt ein wunderschöner Schmetterling.

Egal, was mit uns auch geschehen wird. Wir dürfen uns freuen, dass Gott mit uns noch etwas Großartiges vorhat. An Jesus hat er es schon einmal und für alle gültig demons-triert. Im Glauben an Jesus finden wir Gewissheit, dass auch wir an der Auferstehung und einem ewigen Leben teilhaben.


Pfarrer Adalbert Detering, Isenstedt-Frotheim