Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 21. Oktober 2023

Pfarrerin Katharina Wortmann

 Ja, es ist keine Frage: Es gibt viel zu klagen in dieser Welt.

Es geschehen unvorstellbar schreckliche Dinge – nicht nur heute – nicht nur in der Ukraine und in Israel, sondern immer. Wahrscheinlich hat der Schrecken schon jeden Winkel der Welt einmal durchzogen.  Und es wird tatsächlich viel und oft geklagt. Das fängt beim Schimpfen über das Wetter an (was meiner Meinung nach völlig überflüssig und sinnlos ist, sich darüber zu beklagen) und kommt dann irgendwann bei der Politik raus.  Natürlich gibt es Schlimmes in der Welt und im eigenen Leben und natürlich dürfen und sollen wir das beklagen und es auch Gott ans Herz legen – aber wie schon gesagt: Das Wetter gehört nicht dazu und der verbrannte Pfannkuchen übrigens auch nicht. Doch was mir auffällt ist, dass Klagen und Schimpfen zum Lebensstiel geworden sind – zum gesellschaftlichen Normalfall.  Und über andere wird oft besonders dann gesprochen, wenn sie etwas – in den Augen derer die sich beklagen – Falsches getan haben.

Der Blick wandert unwillkürlich auf das Schlechte, Mangelhafte, auf das, was fehlt – auch mein Blick tut das. Wie wäre es, den Blick einmal zu wenden? Schon am Morgen nach dem Aufstehen Ausschau zu halten nach dem, worüber ich froh sein kann, wofür dankbar. Immer, wenn ich will, kommt frisches, sauberes Wasser aus der Leitung. Das ist total bequem – ein echter Luxus. Es ist kalt oder warm – wie ich es gerade will. Ich kann mich damit waschen und es sogar trinken, wenn ich mag. Wie fantastisch ist das denn? Zum Frühstück kann ich wählen, ob ich Brot oder Brötchen essen will, Marmelade, Käse oder Wurst – oder alles und danach ein Stück Kuchen oder eine Kugel Eis, wenn mir danach ist. Was für eine Fülle! Es gibt noch tausend andere Dinge für die ich dankbar sein kann – jeden Tag! Und wenn es regnet und ich mich ärgere, weil ich doch gerade mit dem Hund rausgehen wollte, denke ich an die Landwirte, die sich freuen, weil unsere Erde den Regen braucht, damit etwas wachsen und gedeihen kann. Und dann bin ich dankbar für den Regen. Danken macht glücklich. Und es hängt nicht von meinen Lebensumständen ab, ob ich dankbar sein kann, sondern davon, worauf ich meinen Blick richte.  Nicht der Glückliche ist dankbar, sondern der Dankbare ist glücklich, sagt ein Sprichwort.  Dankbar sein ist für mich eine wichtige spirituelle Übung:

Wenn ich danke, bin ich spürbar mit Gott verbunden, den ganzen Tag über – allein das macht mein Leben schöner.  Zugegeben: Das ist manchmal richtig schwer.  Doch mit Übung wird es immer leichter.  Glauben Sie nicht? Probieren Sie es doch mal. Zugegeben: Das ist manchmal richtig schwer.  Doch mit Übung wird es immer leichter.  Glauben Sie nicht? Probieren Sie es doch mal. „Das ist ja alles recht schön und gut“, werden Sie vielleicht einwenden, „aber das hilft doch den Notleidenden auf der Welt nicht und meiner kranken Nachbarin auch nicht.“ Nun ja, unsere Klagen helfen Ihnen auch nicht.  Und glückliche, dankbare Menschen kommen in der Regel eher auf die Idee, anderen etwas Gutes zu tun.


Pfarrerin Katharina Wortmann