Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 13. März 2021

Dr. Roland Mettenbrink, Pfarrer in Rahden und Pr. Ströhen

Liebe Systemrelevanz,

Du bist zu einem großen Begriff geworden in diesen Zeiten. Du bist ein Wort, über das wie über  kein anderes geschrieben und gesprochen wird. Durch Dich fragen viele: Hat das, was ich in die Gesellschaft einbringe, einen besonderen Wert? Wie war das vor einem Jahr?  Durften Sie z B. Ihre Kinder im ersten Lockdown der Corona-Krise in den Kindergarten bringen? Wenn ja, wurde ihr Beruf unter der Kategorie „systemrelevant“ eingestuft. Du, liebe Systemrelevanz, hast die Dinge auf den Kopf gestellt. Die, die dachten, sie seien wichtig für die Gesellschaft, mussten z.T. erkennen, dass das eine totale Fehleinschätzung war.

Es gehört zur Paradoxie der Corona-Krise: Auf der einen Seite ist sie eine lebensbedrohende schreckliche Pandemie, auf der anderen Seite eröffnet sie Blick auf Wahrheit, was wirklich zählt. Wir spüren wie wichtig es ist, dass die aufopfernde Arbeit und Leistung von Pfleger*innen und  Erzieher*innen in unserer Gesellschaft wieder erkannt wird. Dazu hast Du beigetragen.

Liebe Systemrelevanz, Dein Ruf ist nicht immer gut gewesen. 2013 in der Schweiz warst Du das  Unwort des Jahres. Woran mag das gelegen haben? Du klingst eben auch sehr funktional. Viele halten Dich für den Ausdruck einer technokratischen Gesellschaft der Funktionäre ohne Herz, Liebe und Solidarität. Aber gerade jetzt spüren wir doch alle, wie wichtig gerade die Dinge sind, die zwar nicht die  Außenhandelsbilanz erhöhen, aber doch unser Leben bereichern. Ein Theaterbesuch, Kunst in allen  seinen Formen, ein Abend bei Kerzenlicht in einem gemütlichen Restaurant.

Liebe Systemrelevanz, Ich möchte Dich bitten, dass Du uns weiter kritisch hinterfragst. Da hast Du etwas von Jesus, der  gesagt hat: „Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein
(Matthäus 19,30). Jesus stellt die Werteskala auf den Kopf. Die Dinge und Verhältnisse, wie sie wirklich sind, werden durch Jesus transparent. Auch das haben  wir in diesen Zeiten gemerkt, wie Glaube und die Beziehung zu Gott eine neue Bedeutung bekommen, dass es ein relevanter Unterschied ist, ob ich ohne Glauben lebe oder im Bewusstsein
dass ich Gottes Kind bin und seiner Liebe vertraue.


Dr. Roland Mettenbrink, Pfarrer in Rahden und Pr. Ströhen