Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 13. Februar 2021

Diakonin Ulrike Nebur-Schröder

Andere und sich selber schützen

Liebe Leserin, lieber Leser,

am kommenden Montag ist Rosenmontag. In den vergangenen Jahren haben wir es in der Jugendetage des Gemeindehauses in Bad Holzhausen an diesem Tag immer richtig krachen lassen. Mit oder ohne Kostüm konnten die Kinder kommen und mit uns tanzen, feiern, spielen und Bonbons grabschen. Dieses Jahr ist das leider nicht möglich. Die Gruppenkinder meiner Region in Alswede, Gestringen, Börninghausen und Bad Holzhausen bekommen stattdessen in diesem Jahr von uns ihre wöchentlich gelieferte Bastel-Mal- und Rätselkiste. Die Kinder werden alles in der Kiste finden, was sie zu einem Home-Karneval brauchen: Bonbons, Material für eine Selbstbaugirlande, Luftschlangen und eine Maske, die sie kreativ gestalten können. Als ich die Masken bestellt habe, musste ich daran denken, dass wir uns letztes Jahr um diese Zeit nicht vorstellen konnten, dass ein Maskentragen für uns alle bald eine Pflicht werden wird. Eine Pflicht, die nichts mit Spaß und Ausgelassenheit zu tun hat, sondern mit verantwortungsvollem Umgang mit den Mitmenschen. Durch die Maske sollen die Aerosole, die mit dem Atmen und Sprechen ausgestoßen werden, und evtl. das Virus beinhalten, nicht auf andere Menschen treffen. Gegenseitig sollen wir uns schützen. Mit diesen Gedanken las ich in Matthäus 15,11 folgenden Vers: „Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.“
Sicherlich ist das im Falle des Virus nicht ganz richtig, doch der Zusammenhang, indem Jesus diese Worte nutzt, stimmen denn doch. Die Pharisäer suchen bei Jesus Fehler. Sie werfen ihm vor, dass seine Jünger sich vor dem Essen nicht die Hände gewaschen hatten. Dies war eine jüdische Vorschrift. Jesus kontert, indem er deutlich macht, dass der Glaube nicht aus oberflächlichen Gesetzen besteht, sondern nur aus dem Herzen herauskommt. Für mich ist der Satz, den Jesus spricht eine Mahnung an das, was wir oftmals mit Worten tun. Wie oft versprühen wir „Aerosole“, die ungefiltert auf das Gegenüber treffen. Worte, die Vorurteile, Gerüchte, Unwahrheiten und Gehässigkeiten beinhalten, die dem Gegenüber ins Herz treffen. Aerosole, die den anderen verletzlich und krank machen. Jesus fragt seine Widersacher im Folgenden, ob es für Gott wohl wichtiger ist, seine Hände vor dem Essen nicht zu waschen oder aus seinem Herzen heraus dem Gegenüber Liebe, Wertschätzung und Fürsorge zu geben. Ich denke, dass die Antwort auf der Hand liegt: Gott ist Liebe. Wer Gott in seinem Herzen einen Platz einräumt, dem dürfte es also auch nicht schwerfallen, seine Worte und Taten darauf auszurichten.
Ich wünsche mir für Sie und für mich, dass das Maskentragen bald ein Ende hat. Doch was ich mir noch mehr wünsche ist, dass wir uns und unsere Mitmenschen vor Worten und Taten schützen, um respektvolles und wertschätzendes Miteinander möglich zu machen.
Für die Kinder, die in diesen Tagen ein Home-Karneval feiern wollen und können, wünsche ich, dass ihre Herzen von Freude und Liebe erfüllt sind.


Diakonin
Ulrike Nebur-Schröder
Gemeindepädagogin im Kirchenkreis Lübbecke