Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 12. Juni 2021

Pfarrer Paul Alexander Lipinski

Beten - können. Was für ein Geschenk! Für mich bedeutet es eine Gnade und mehr als ein Sich-Verorten im Hier und Jetzt. Im Beten kann ich mich hineingeben in das Allumfassende, spirituell noch einen existenzielleren Schritt darüber hinaus wagen. Von mir zum Gegenüber. Von mir zu Gott. Beten ist glauben. Im Gebet wird mir Gott zum Du.

Neben dem persönlichen Gespräch zwischen Gott und einem/einer selbst mit all dem, was die Seele bestimmen mag ( Hoffnung, Angst, Rettung, Dank, Not, Freude, Schmerz….) gibt es in allen Religionen gesetzte und formulierte Gebete. Diese sind eher ein Ritual, ein Gottesdienst. Sie sollen Gott loben und Respekt erweisen. Da denke ich an meinen Konfirmator, der uns immer gepredigt hat: „Nicht auswendig müsst ihr´s lernen, Kinder, sondern innwendig!“

Manche Menschen glauben vielleicht an einen Gott, eine Göttin, das Göttliche an und für sich, aber sie können oder wollen nicht dazu beten bzw. damit ins Gespräch kommen. Ihnen reicht das innere Selbstgespräch. 2017 brachte der britische Sänger Sam Smith sein zweites Album heraus. Darauf findet sich der Song „Pray“ ( Bete ), in dem es u. a. heißt:

Bisher bin ich alleine klar gekommen.
Aber letztlich bringt mich dieser Mist nicht weiter.
Ich erhebe meinen Kopf und sehe, die Welt steht in Flammen.
In meinem Herzen ist ein Grauen, in meinen Knochen steckt die Angst.
Du findest mich nicht Bibel lesend in der Kirche.
Aber ich bin immer noch hier und dein Schüler.
Darum stehe ich heute hier und werde beten.
Willst du mich nicht mal ( an )rufen? Können wir nicht ein Gespräch führen unter vier Augen?

Vieles in diesem Lied erinnert mich an Phasen und Erlebnisse in meinem eigenen Leben. Aber auch an zahlreiche seelsorgliche Begegnungen, in denen ich mit und für Menschen gebetet habe. Immer wieder habe ich dann auch dazu ermutigt mit den ganz eigenen Worten zu beten. Denn es kommt nicht darauf an, poetische oder literarisch formulierte Worte im Gebet zu finden. Wie man das eigene Leben erlebt, so zeigt sich in der Haltung zum Beten wie wir über uns selbst denken. Gestärktes Selbst – Bewusst – Sein und mutiges Vertrauen in GOTT wünsche ich uns allen!


Paul Alexander Lipinski Krankenhausseelsorger