Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 12. Dezember 2020

Christoph Röthemeyer, Pfarrer in Blasheim

Es beginnt im Advent

„Bitte wenden!“ sagt mir die freundliche Stimme aus dem Navi. Und ich lasse mich von ihr führen, weil das Navi den Weg kennt. „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Mt 4,17) ist die Botschaft Jesu. Er, der Friedefürst, ruft uns zum Beginn des Advents.

„Umkehr zum Frieden“ war dazu das passende Motto der diesjährigen Friedensdekade, die nun seit 40 Jahren durchgeführt wird. Umkehr zum Frieden ist mühsam. Widerstände machen den Weg mühsam. Diese Widerstände können Waffen und Gewalt sein. Oder sie können Angst, Hass und Ohnmacht sein. Wie kann man da umkehren auf den Weg des Friedens?
Das Neue Testament rät: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Röm 12,21) Das Erlernen solcher Gütekraft war schon immer ein Angebot auf dem Weg des Friedens. Doch das Überwinden von Bösem mit Gutem ist uns verletzlichen und bedürftigen Geschöpfen nicht in die Wiege gelegt. Doch Gott traut es uns zu und will uns dazu mit seinem Geist stärken. Er ruft uns: „Kehrt um!“
Menschen möchten verstanden und angenommen werden. Je mehr sich ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen verstanden fühlt, desto mehr wächst der Raum für eine andere Wahrnehmung. Zum Umkehren braucht man diesen Raum, umso mehr, je größer der Wendekreis meines Weltbildes ist.

Der Advent öffnet so einen Raum. Die Ankunft Jesu bedeutet, dass wir von Gott angenommen sind. Geben wir dem Kind im Stall Raum, so ist das Wichtigste der Umkehr schon getan.
„Kehrt um!“ Das ist die Stimme des liebenden Vaters, der nicht will, dass seine Kinder auf falschen Wegen umkommen, sondern dass sie leben. Es ist weder das Gericht noch die Angst oder eine Hörigkeit, die motiviert, der Stimme „Bitte wenden!“ zu folgen. Es ist die Dankbarkeit für alles, was ich aus Gottes Händen empfangen durfte. Und ich bin dankbar dafür, dass ich in eine Welt hineingeboren bin, die sich zunehmend als eine Welt begreift, in der der Krieg überwunden werden will. Sicherlich ist das noch nicht perfekt. Und wenn der Krieg brüllt, wird das noch überdeckt. Der Weg des Friedens liegt dennoch schon vor unseren Füßen, und jede*r ist eingeladen, darauf mitzugehen. „Kehrt um auf den Weg des Friedens!“

Gott traut uns Schritte auf dem Weg des Friedens zu. Ich lasse mich von ihm führen, weil er den Weg kennt. Es beginnt im Advent.


Christoph Röthemeyer, Pfarrer in Blasheim