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Vor einiger Zeit, auf einem fröhlichen Fest, da habe ich einem Jongleur zugesehen und seine Kunst bewundert. Die Bälle, die er in die Luft warf, er hatte sie alle im Blick, fing sie auf, warf sie erneut usw. Mich fasziniert sowas. Und in diesen Tagen, um Himmelfahrt herum, denke ich wieder an ihn: Die Bewegung der Bälle, frei im Raum, auf und ab. Mal höher, mal weiter geworfen, ohne Sicherheiten. Der einzige Halt ist die Hand, die wirft, auffängt und zum nächsten Wurf ansetzt.
Manchmal denke ich: Genauso ist auch mein Leben. Wie so ein Ball werde ich hin- und hergeworfen, auf und ab geht es dabei. Und im Leben gibt es auch keine Sicherheiten, keine Garantien. Werde ich gehalten? Oder knalle ich auf dem Boden auf? Gutes und Schlimmes liegen oft nah beieinander. Himmelhoch jauchzend… oder wie ein verlorener Ball am Boden zerstört. Und um mich herum geht das Leben weiter. Nur ich bin raus. So kommt es mir jedenfalls zeitweise vor.
Der einzige Halt – ja was ist das? Die Hand, die mich hin- und herwirft? Der ich ausgeliefert bin? Ist alles nur Zufall? Oder Mutwillen? Gedankenlose Absicht? Ein leiser Windhauch genügt, eine kleine Störung – schon liege ich am Boden: Schluss! Aus! Ende!
Menschen versuchen, ihr Leben in der Hand zu halten. Sie jonglieren mit den Möglichkeiten ihres Lebens. Und sie denken dabei, dass sie alles unter Kontrolle haben. Schließlich muss jeder von uns sehen, wie er oder sie im Leben klarkommt. Oft gelingt es ja auch ganz gut, die Dinge im Gleichgewicht zu halten. Aber manchmal eben auch nicht: Pläne, Wünsche, Träume – oft landen wir damit auf dem harten Boden der Tatsachen.
Wir feiern in diesen Tagen Himmelfahrt: Aufstreben in luftige Höhen, in den Himmel fliegen, Gott nahe sein: Wer möchte das nicht? Gottes Nähe spüren, die Größe der Schöpfung begreifen, sich geborgen fühlen in seiner unermesslichen Liebe – und sei es nur für einen kurzen Moment: Wie schön wäre das! - Aber es gibt eben auch das andere, den Absturz in dunkle Tiefen. Dann scheint Gott manchmal so fern, so unerreichbar. „Hinabgestiegen in das Reich des Todes oder aufgefahren in den Himmel“: Wer kann das sagen?
Die Bibel erzählt davon, dass Jesus die Seinen gesegnet hat, bevor er in den Himmel aufgefahren ist: „Jesus führte sie hinaus, hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“ (Lukas 24,50f)
Das sind Worte, die gut tun und nachklingen. Gottes Segen begleitet Menschen auf ihrem Lebensweg. Egal, wohin dieser Weg führt. Ob rauf, ob runter. Ob ich mich Gott fern fühle oder nahe, sein Segen begleitet mich. Er ist wie eine schützende Macht, die mich hält; gerade dann, wenn ich das Gefühl habe, ins Bodenlose zu stürzen. In seinem Segen ist Gott gegenwärtig. Denn wir haben einen Gott, der es gut mit uns meint.
Gottes Macht erweist sich in Wundern, in den großen und kleinen Zeichen seiner Stärke. Solche Zeichen, ich denke, sie sehen für jeden von uns verschieden aus. Für mich sind es die kleinen zufälligen Fingerzeige im Alltag.
Manchmal nur ein kleiner Vogel, den ich singen höre. Und der mich daran erinnert, dass das Leben ein Geschenk ist. Manchmal ist es eine kleine Geste; ein Wort nur, das jemand zu mir sagt, und das mich ins Nachdenken bringt. Und mir wieder Hoffnung gibt. Manchmal ist es auch die Erfahrung, wie ein Mensch in Frieden und Geborgenheit sein Leben aus der Hand gibt, im Einklang mit sich und seinem Gott.
Unser christlicher Glaube weiß davon, dass wir nicht ausgeliefert sind und dem Zufall unterworfen. Unser Leben hat Sinn, Gott hat Gutes mit uns vor. Und bei allem Auf und Ab sind wir immer geborgen und gehalten in Gottes Hand.