Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 10. Februar 2024

Pfarrerin Hilke Vollert

Es ist dunkel in der Stadt. Eine Frau ist auf dem Weg nachhause. Ein älterer Mann schaut aus dem Fenster. Verschiedene Menschen sind in ihren Wohnungen zu sehen. Was alle sehen können, sind Worte, die auf Hausfassen projiziert werden, es sind Schimpfworte, voller Hass und Verachtung: Ihr seid Dreck. Missgeburt. Dreckige Kanaken…

Es ist dunkel. Die Menschen sind verängstigt und allein. Die Wohnung ist kein sicherer Ort, die Straße erst recht nicht. Die Worte, der Hass, das ist wie Gift und trifft die Einzelnen hart. Da verändert sich etwas. Einer beginnt das Licht im Zimmer anzumachen. Schon sieht man das Wort auf der Hausfassade durch das Licht, das leuchtet, ein bisschen weniger. Andere spüren das, sie haben die gleiche Idee, das Licht anmachen, in den Wohnungen, auf den Fluren. Es wird heller und die Worte verlieren ihre Kraft, sie werden weniger und sind zuletzt im Schein des Lichts nicht mehr zu erkennen.

Die Menschen beginnen aufzuatmen. Sie richten sich auf. Ein Lächeln breitet sich auf den Gesichtern aus. Sie sind nicht allein. Das Licht löst die Ängste und das Gefühl, allein diesen Worten ausgesetzt zu sein, verschwindet.
Das, was ich hier beschreibe, ist der Inhalt des Werbespots der Telekom „Licht an! Gegen Hass im Netz“, der seit einer Woche im Fernsehen und in den Kinos läuft. Der Werbespot endet mit den Worten: 2024 braucht mehr Licht! Gemeinsam # gegen Hass im Netz. Ich habe diese Werbung gesehen und eine Gänsehaut bekommen. Was für eine gute Botschaft, genau passend für diese Zeit!

Licht an, das ist es, ein starkes Zeichen gegen Hass, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus. Licht an, das ist genau das Zeichen, dass die Demonstrierenden seit Wochen überall in Deutschland und auch hier bei uns schon zeigen. Licht an, das heißt, gemeinsam auf den öffentlichen Plätzen zeigen, dass diese Gesellschaft bunt ist und nicht braun. Und dass alle Menschen, die sich menschlich zeigen, einen Platz haben und willkommen sind.
Licht an, das macht auch mir wieder Mut, den Mund aufzumachen und etwas zu sagen gegen diese Verachtung und die Abwertung von bestimmten Menschen, die bei uns leben. Noch mehr Licht an, das wünsche ich mir tatsächlich für unser Land für das Jahr 2024.

Und ich denke bei Licht an auch an Jesus, der es geschafft hat, in jedem Menschen einen einzigartigen Menschen zu sehen, von Gott geschaffen, mit einem eigenen Wert und menschlicher Würde, einfach, weil sie oder er ein Mensch ist.


Hilke Vollert, Pfarrerin in Börninghausen und Bad Holzhausen