Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 1. Advent 2018

Pfarrerin Christine Scheele

Der erste Advent kommt auf mich zu, und irgendwie bin ich noch gar nicht so weit. Meine Wohnung ist noch nicht so aufgeräumt, wie ich mir das gewünscht hätte, und auch meine kleinen Orchesterengel aus dem Erzgebirge sind noch in der Kiste, wo sie seit einiger Zeit ruhen.
Und doch - der erste Advent kommt, und er kommt mit großem Schalle. Die festlichen Lieder der Kirchenchöre werden voller Hingabe geprobt, die Posaunenchöre üben, damit zu den Advents -und Weihnachtskonzerten alles gelingt. In der Region Lübbecke gibt es einen musikalischen Advent. An jedem Tag gibt es bis zum Heiligen Abend einen musikalischen Ohrenschmaus zum Lobe Gottes. Für mich ist das immer eine erfüllte Zeit. Sie beginnt mit dem Konzert heute in Blasheim. Wenn die Chorallen und der Posaunenchor gespielt haben, dann beginnt für mich der Advent. Und dann werde ich immer weiter geführt, zumindestens musikalisch. Da ist das immer wunderbare Konzert in Gehlenbeck, ich freue mich auf das Mitsingen in Lübbecke, in Nettelstedt singt Querbeet. Auch in anderen Regionen wird musiziert. Ich weiß nicht, wie viele Tausend Menschen in den nächsten Wochen üben, damit andere mitsingen oder zuhören können. Vielen Dank!
Mir zeigt das, dass wir gar nicht so gottlos sind, wie es uns manchmal vorkommt. Es sind Fragen da. Na klar! Es ist nicht alles so, wie ich es mir wünsche. Ich erlebe Nackenschläge und Enttäuschung, bin manchmal erschüttert, was Menschen Menschen antun. Da herrscht manchmal ein rauer Ton, der so gar nicht von der Menschenfreundlichkeit Gottes zeugt. Mir macht der Schwall des Unausgegorenen, was mal eben gesagt wird, ohne Rücksicht, ob es den anderen verletzen könnte, Angst. Es schmerzt die Rücksichtslosigkeit, Hauptsache ICH, und ich erwische mich auch manchmal dabei.
Dagegen tun die Klänge gut. Wer singt, bringt sich ein und lässt sich mit anderen leiten. Da ist WIR - und nicht ich. Wer singt, hält sich an die Noten und muss nicht grad noch etwas Unwichtiges loswerden. Und - was mir sehr am Herzen liegt: Wer singt, lobt Gott. Es liegt in der Natur des Singens, dieses Gottes Lob. Was wir uns oft nicht selbst ausdenken können, weil Gedanken, Schmerz und Ärger unsere Sinne verdüstern, das kommt uns im Singen entgegen. In jedem noch so fragenden Gotteslob drückt sich die Ahnung aus: Am Anfang war das JA, und das Ja war bei Gott, und Gott war das JA. Das ahne ich, und damit kann ich still werden - auch im Singen.
Und dann höre ich den Schlusschoral des Weihnachtsoratoriums, das die Kantorei am Ende des Jahres in Lübbecke aufführt. Dort heißt es:
Nun seid ihr wohl gerochen. An eurer Feinde Schar. Denn Christus hat zerbrochen, was euch zuwider war. Tod, Teufel, Sünd und Hölle sind ganz und gar geschwächt; bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht.
Darum wird es Weihnachten: Gott kommt, damit wir menschlich sein können!


Pfarrerin Christine Scheele, Öffentlichkeitsreferentin des Ev. Kirchenkreises Lübbecke und Krankenhausseelsorgerin