Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 09. März 2024

Peter Renschler vom Orde, Pfr., Polizei- und Feuerwehrseelsorger

„Nie wieder- ist jetzt!“
Petra war 14, als sie ihren Opa damals vorwurfsvoll fragte: „Warum habt ihr nichts gemacht? Alle haben es doch gewusst!“ Heute wird Petra von ihrem Sohn gefragt. „Warum tust du nichts?“ Sollte ihre Enkelin diese Frage auch stellen müssen?
„Nie wieder – ist jetzt!“ Wacht auf! Steht auf! Ihr wisst es doch besser!
Jetzt ist die Zeit, dem Bösen zu widerstehen. Die Gleichheit, das Recht und die Freiheit, unsere demokratischen Werte stehen auf dem Spiel.
Nicht länger schweigen, wenn Rassismus, Menschenverachtung und Antisemitismus um sich greifen.
Viele gehen auf die Straße und das ist gut. Aber dabei darf es nicht bleiben. Wie verhalten wir uns im Freundes- und Bekanntenkreis. Zeigen wir auch da unseren Standpunkt – gegen Diskriminierung? Die Würde des Menschen ist unantastbar! Achten wir darauf? Gehen wir respektvoll miteinander um? Achten wir den Anderen, weil er/sie auch ein menschliches Wesen ist. Oder sind wir uns selbst nur der Nächste? Hauptsache mir geht es gut!
„Nie wieder, ist jetzt!“ Was wir brauchen ist ein mutiges und entschiedenes Eintreten für Toleranz, Respekt und Vielfalt. „Remigration“ ist zu Recht das Unwort des Jahres, dennoch hält es viele nicht ab, es wie selbstverständlich zu benutzen, obwohl es Entrechtung und Deportation meint.
Dass eine in weiten Teilen nachweislich rechtsextreme Partei, die keine Alternative ist und keine demokratiekonformen Alternativen hat, in manchen Teilen unserer Republik bei den Landtagswahlen in diesem Jahr stärkste Fraktion werden und bundesweit Umfragen zufolge um 20 %der Wählerstimmen erlangen könnte, ist unbegreiflich. Bisher war die überwiegende Meinung, die Menschen wählen diese Partei, obwohl sie in Teilen rechtsextrem und faschistisch ist. Zur Wahrheit aber gehört die noch viel erschreckendere Erkenntnis. Sie wird gewählt, weil sie offenbar rechtsextrem und faschistisch ist.
Wir müssen aufwachen! Wir müssen zusammenhalten und zusammenstehen. Als Gesellschaft, aber auch als Einzelne und dem Bösen keine Chance bieten. Jetzt. Nie wieder! Das was Generationen vor uns nicht geschafft haben, müssen wir schaffen. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig.
Überall wo wir stehen, in der Familie, im Freundeskreis, im Verein, auf der Arbeit, am Stammtisch und in der Gesellschaft: Ein mutiges Bekenntnis zur Wahrheit, Gleichheit und Menschlichkeit, denn alle Menschen sind gleich auch in ihrer Verschiedenheit, das ist ihr Recht!

Ich grüße Sie und wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende!


Peter Renschler vom Orde, Pfr., Polizei- und Feuerwehrseelsorger