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Mein Text für heute war fertig - und ich mit ihm zufrieden. Aber er hat es nicht hierher geschafft. Weil mir so wichtig ist, auch an dieser Stelle auf den morgigen Tag hinzuweisen. Einen wichtigen Tag. Rund 350 Millionen Menschen in den 27 Ländern der Europäischen Union sind seit Donnerstag berechtigt, ihre Stimme für das Europäische Parlament abzugeben. Davon leben mehr als 60 Millionen in Deutschland und wir dürfen morgen wählen.
Ja, Europa ist groß, (scheinbar) weit weg und die komplexe EU schwer zu erfassen. Aber klar ist: Die Wahl morgen hat Auswirkungen. In Europa, der Welt und Deutschland. Für dich und mich. Und auch wenn jedes Kreuz nur eines von 350 Millionen ist - es ist unser Beitrag zum künftigen Gesicht der EU.
Dass wir dieses - keineswegs selbstverständliche! - Wahlrecht nutzen, ist wichtiger denn je: Immer mehr rote Linien werden überschritten, immer mehr Tabus durchbrochen. Selbstgefällige, populistische Monologe ersetzen hart, aber fair geführte Diskurse - oder es bleiben Ignoranz und kaltes Schweigen. Der Blick ist zu oft rückwärts gewandt - statt offen und mutig nach vorne. Kostbare Werte wie Solidarität und Toleranz werden zurückgedrängt zugunsten von Schwarzweißdenken und Egoismus.
Ich bin keine Politikerin und dies ist kein politischer Text, geschweige denn Wahlwerbung. Aber ich bin Christin und ‚mein’ Jesus war ausgesprochen politisch: Für die Benachteiligten und Bedürftigen. Gegen Machtmissbrauch und Intoleranz. Für ein liebevolles Miteinander; ein gutes, gerechtes Leben für alle Menschen. Ihm fühle ich mich verbunden und verpflichtet.
Doch ob du das auch tust oder nicht, ich hoffe, du findest dich in den Worten aus dem Lied „Für die Liebe“ wieder, die ich mir vom Berliner Duo „Berge“ leihe: „Wir haben die Wahl: Wir können im Gleichschritt mitmarschieren oder unserer Stimme folgen und aufhören nur zu funktionieren. Wir haben die Wahl: Wir könnten auch mal was riskieren, wir könnten uns verletzlich zeigen und die Hoffnung nicht verlieren. Wir können es versuchen, anstatt gleich aufzugeben. Und uns Mut machen, die guten Seiten sehen. Uns verbünden, statt aufeinander loszugehen. Wir können wählen!
Wir haben die Wahl, die ganze Wut und all die Ängste abzulegen, unsere Feinde zu umarmen und uns selber zu vergeben. Lasst uns zusammenführen, was längst zusammen gehört. Und nie wieder wegsehen, sondern voneinander lernen. Und wenn es das Letzte ist in dieser kalten, harten Zeit: Ich bleib weich!
Ich entscheid mich für die Liebe und für die Menschlichkeit. Denn nur, wer nicht geliebt wird, hört auf, ein Mensch zu sein. Ich entscheid mich für den Frieden und ich hör immer auf mein Herz. Wir sollten anfangen, uns zu lieben. Ich weiß genau, wir sind es wert. Wir sollten anfangen, Mensch zu sein.“
Ich gehe wählen und hoffe, das tun ganz viele. Dabei frage ich mich: Wie sieht es mit der allgemeinen Menschenfreundlichkeit der Parteien aus? Eine wichtige, vielleicht die alles entscheidende Frage.
Und ich bin sicher: Wer sich das ebenso fragt, wer sich für Liebe und Menschlichkeit, für Vielfalt und Mut, für eine gemeinsame Zukunft entscheidet, macht sein Kreuz an der richtigen Stelle.